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Das Kindle E-Book

© dpa

Zu PAPIER gebracht: Spotify für Bücher

Bücher elektronisch lesen? Mag sein, dass das die Zukunft ist. Marktforscher rechnen mit 60 Millionen verkauften E-Books in 2014. Jetzt kommt auch noch eine Art Spotify für Bücher.

Es wird ja viel über neues und sinnvolles Mediennutzungsverhalten geredet, aber für mich ist das nichts. Ostentativ schleppe ich lieber einen 1000-Seiten-Wälzer via Umhängetasche in die S-Bahn, als dass ich literarische Texte auf dem Bildschirm habe. Keine Ahnung, wieso. E-Mails, Nachrichten, längere Zeitungstexte, WhatsApp, Online-Portale, das ist auf dem Smartphone alles okay. Schnell und gut. Aber sobald es literarisch wird, juckt es mir in den Fingern. Das Fühlen der Hände beim Blättern im Buch, das Vor- und Zurückschlagen der Seiten, Eselsohren, Zerlesenes, die Schwere von Hunderten von Seiten vor der Brust, auf den Oberschenkeln – herrlich.

Markus Ehrenberg
Markus Ehrenberg

© Privat

Da kommt mir jetzt eine Studie einer Universität aus Norwegen gerade recht. Tenor: Wer auf einem Kindle liest, das elektrische Lesegerät des Internet-Riesen Amazon, erinnert sich schlechter an die Geschichte als Leser, die den gleichen Text in einem klassischen Buch lasen. Getestet wurde das an zwei Gruppen mit je 25 Teilnehmern. Nach der Lektüre sollten diese die Handlung nach ihrer zeitlichen Reihenfolge ordnen. Leser der gedruckten Ausgabe waren da flinker. Die Wissenschaftler glauben, dass der Aufbau von Erinnerungen beim Lesen auf dem Kindle deswegen schlechter sei, weil die einzelnen Seiten so wenig tastbar seien. Anders als der traditionelle Leser, dessen Hände beim Blättern in einem Buch fühlen, an welcher Stelle er gerade ist. Wissenschaftler der Gutenberg-Uni Mainz bezweifeln hingegen, dass die Aussage, Lesen auf neuen Medien sei schlechter, objektiv irgendeine Substanz hat.

Alles eine Frage der Gewöhnung? Möglich. Vielleicht hilft Readfy, ein neuer Dienst für eine Flatrate für E-Books, ein ähnliches Modell, wie es Spotify für Musikfans ist. Nach einer mehrmonatigen Testphase soll Readfy an diesem Sonnabend mit einer Android-App starten. Der Nutzer kann die kostenfreie, werbefinanzierte App auf sein Smartphone laden und dann beliebig viele E-Books aus dem Repertoire lesen. Das umfasst laut dem Düsseldorfer Start-up 25 000 Titel von mehr als 300 Verlagen. Neben viel Perry Rhodan, Sci-Fi- und Sachbuch-Bestsellern finden sich da auch literarische Schwergewichte wie Ernst-Wilhelm Händler. Ein paar Smartphone-Wischer in dessen Buch „Kongress“ über die Intrigen an der philosophischen Fakultät einer süddeutschen Universität, unterbrochen von Werbung für PC-Spiele oder Pizzabringdienst – und ich habe alles wieder vergessen.

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