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Keiner zu Hause. Das "Frontal21"-Studio bleibt am Dienstag leer.

© ZDF

Zuschauer-Frustration im ZDF: Mainzelmanns Massaker

Und wieder fällt das Politmagazin "Frontal 21" im ZDF aus - weil Fußball im Ersten läuft und das Zweite Herz-und-Schmerz-Filme zeigen zu müssen glaubt. Ein Kommentar.

Es gibt zwei Konstellationen im Dasein des ZDF-Programmplaners, bei denen er rundum glücklich ist. Einmal, wenn das Zweite Livefußball übertragen darf. Dann ist die Spitzenquote garantiert und die Marktführerschaft gesichert. Der zweite Glücksmoment rekurriert aus dem Umstand, dass am Dienstag in der ARD-Konkurrenz Fußball übertragen wird. Das ist heute wieder der Fall – was den ZDF-Marktführerplaner in die willkommene Lage versetzt, das Politmagazin „Frontal 21“ aus dem Programm zu kicken.

Der Mainzelmann hat ein ja ein sehr schlichtes Geschlechterbild. Wenn im Ersten Fußball läuft, dann schaltet der „Frontal“-Zuschauermann zur Jogi-LöwTruppe. Die „Frontal“-Zuschauerfrau existiert offensichtlich gar nicht, also muss für die ZDF-Zuschauerin ein Alternativangebot unterbreitet werden. Für sie hat der Mainzelmann an jedem Dienstag mit Fußball beim Wettbewerber ein paar ganz feine Pralinchen hingelegt. Um 20 Uhr 15 also läuft „Der schwarze Schwan“, eine Inga-Lindström-Verfilmung. Und weil es so schön herzelt und schmerzelt, wird der „Schund auf den Schären“ an die englische Küste verlängert. In „Rosamunde Pilcher: Wind über der See“ flammt Punkt21 Uhr 45 die alte Liebe zwischen Jenny und John wieder auf. Das „heute-journal wird dann, so viel Konsequenz muss sein, um 23 Uhr 15 zum Nachtjournal. Logisch, im Ersten läuft noch immer Fußball.

Primetime ohne Politik

Gibt es eine ZDF-Mediathek, gibt es ZDFinfo? Es gibt sie, und damit gibt es Ausweichplätze für „Frontal 21“. Was es nicht gibt: eine Argumentation, eine Ausrede, warum sich das Zweite Deutsche Fernsehen an einem Fernsehfußballabend von seinem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag absentiert; wieso das Muss der (politischen) Information kein Must ist, ein Muss, das sowieso nur noch einmal pro Woche in der 20-Uhr-15-Primetime erfüllt wird und damit genauso oft, wie das zweite Programm am Sonntag für das „Herzkino“ prostituiert wird.

Wer „Frontal“ im Zweiten für Fußball im Ersten opfert, der betrügt sich und sein Publikum. Wie er glauben machen will, Inga Lindström sei eine Schwedin.

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