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Darüber spricht ganz …: … Dänemark

André Anwar über einen muslimisch-bürgerlichen Politstar

Vor allem durch ausländerfeindliche Rhetorik war die politische Landschaft Dänemarks lange geprägt. Seit kurzem ist sie um eine betont ausländerfreundliche Kraft reicher: Gründer der „Ny Alliance“ ist der arabische Einwanderer Naser Khader. Er will einen politischen Klimawandel durchführen und hat sogar gute Chancen, jeder zehnte Däne will dem Muslim seine Stimme geben. Zusätzlich überlegen 20 Prozent, ob sie Khaders neue Partei bei den nächsten Wahlen 2009 unterstützen wollen, neben linken Wählern gerade auch traditionell bürgerliche.

Khader ist ein ehrgeiziger Mann. Er hat viel erreicht, seit er als zwölfjähriger Sohn einer syrisch-palästinensischen Einwandererfamilie nach Dänemark kam. Er studierte den Islam eingehend und hat sich seit 1984 in der linksliberalen Partei „Radikale Venstre“ hochgearbeitet. 2001 kam er als erster Einwanderer überhaupt ins dänische Parlament. Jetzt hat der 43-Jährige mit seiner „Neuen Allianz“ zum nächsten Sprung angesetzt. Khader verdankt seine Beliebtheit in Dänemark der Affäre um die Mohammed-Karikaturen, in der er sich als Vermittler profilieren konnte. Als im Nahen Osten dänische Flaggen brannten, gründete er den „Verein Demokratischer Muslime“. Damit unterstrich er, dass dänische Muslime keine Glaubensfanatiker sind. Khaders Gegner in seiner bisherigen Partei und in der muslimischen Gemeinde warfen ihm vor, den Karikaturenstreit für die eigene Karriere auszunutzen.

Wegen seiner Vermittlungseinsätze erhielt Khader Morddrohungen von Rechtsradikalen und von Islamisten. Wegen der psychischen Belastung musste er eine Zeit lang völlig aussetzen. Auch heute noch steht er unter Personenschutz. Khader, der gerne unterstreicht, dass er im Gegensatz zu vielen Einwanderern nicht „rot“, sondern „sozialliberal bis sozialkonservativ“ sei, betont, dass seine neue Partei sowohl eine linke als auch eine rechte Regierung unterstützen würde. Und genau das ist sein Trick: Indem er seine Dienste auch dem mithilfe der ausländerfeindlichen Dänischen Volkspartei (DF) regierenden Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen anbietet, möchte er den großen Einfluss der Rechtspopulisten vermindern. Ministerpräsident Rasmussen hieß Khaders Initiative bereits willkommen. Mit deren Hilfe könnte er schließlich den anrüchigen Ruf loswerden, mit der DF in einem Boot zu sitzen. Khader selbst spricht vom „Geben und Nehmen“. Zwar werde seine Partei eine humanere Ausländerpolitik einfordern, aber Muslime müssten auch selber aktiv ihren Beitrag leisten.

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