zum Hauptinhalt
Auf Augenhöhe: Bundeskanzler Scholz mit Nigerias Präsident Bola Ahmed Tinubu.

© AFP/Kola Sulaimon

Afrika-Strategie der deutschen Politik: Neue Freunde braucht das Land

Wer Zukunft gestalten will – auch die der Migration – braucht diesen Kontinent. Afrika kann zur Verheißung werden. Bei einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Afrika – Wiege der Menschheit, Kontinent der Verheißung. Die Industriestaaten, Deutschland voran, entsinnen sich. Gut so. Und hohe Zeit. Auch in diesen schwierigen weltpolitischen Tagen.

Der Bundespräsident, der Bundeskanzler, die Bundesinnenministerin, die Gleichzeitigkeit ihrer Reisen folgt der Erkenntnis: Dieser Kontinent ist für die Zukunft herausragend wichtig. Nicht zuletzt afrikanische Regierungen bestimmen mit, wie es mit der Migration nach Europa weitergeht. Und dann verfügen diese Staaten auch noch über wichtige Rohstoffe, über Gas, Seltene Erden. Wer hier zu spät kommt, den bestrafen die Chinesen. Die nutzen das Potenzial bereits.

Die Länder sind jung, bevölkerungsreich und interessiert an Zusammenarbeit. Auch sie brauchen die Kooperation: zur Entwicklung, zur Armutsbekämpfung. Zu bemitleiden ist da nicht Afrika, vielmehr sind es die Staaten, die nicht sehen, was die jetzt geknüpften Kontakte wert sein können.

Beispiel Nigeria: bevölkerungsreichster Staat Afrikas und als Handelspartner besonders wichtig. Er soll nicht mehr nur Öl liefern, sondern auch viel Erdgas. Und zu alledem für geringere Migration sorgen: durch Rücknahme der abgelehnten Asylbewerber und Chancenausbau für die Dableibenden.

500
Millionen Nigerianer wird es in wenigen Jahrzehnten geben

Hier können sich Deutschland und Nigeria gegenseitig helfen. Schon auch deshalb, weil es in wenigen Jahrzehnten 500 Millionen Nigerianer geben wird. Ganz Europa hat nicht mehr Einwohner. Wer „in großem Stil abschieben“ will, braucht die nigerianische Unterstützung. In Deutschland leben rund 14.000 ausreisepflichtige Nigerianer, davon 12.000 ohne Pass.

Noch ist die Unterstützung in afrikanischen Ländern nicht gewiss, sondern gehörige Skepsis zu überwinden. Deshalb muss Zusammenarbeit auf dreierlei fußen: Augenhöhe, Respekt, beidseitiger Nutzen.

Klar ist: Kooperation kostet

Wenn etwa Nigeria von Erdgas-Exporten profitiert, nimmt es vielleicht mehr Menschen zurück. Ähnlich funktioniert es überall. Kooperation kostet. Und sie darf nicht schnell enden.

Frank-Walter Steinmeier in Tansania und Sambia, Olaf Scholz in Nigeria und Ghana, Nancy Faeser in Marokko – damit diese Offensive nachhaltig wirkt, muss sie Auftakt einer Strategie für Afrika werden. Mit Deutschland als ehrlichem Makler und verlässlichem, großzügigem Partner.

Dass der Bundespräsident sich in Tansania mit Nachfahren von Opfern des deutschen Kolonialismus traf, ist zwingende Voraussetzung für Augenhöhe und Respekt. Historische Verantwortung für einen Vernichtungskrieg vergeht auch hier nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false