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Meinung: Arbeitsplätze gehen nach Brandenburg

„Flughafen ist nicht gleich Flughafen“ – Leserbrief E. Diepgen vom 17.

„Flughafen ist nicht gleich Flughafen“ –

Leserbrief E. Diepgen vom 17. Juni

Der Tagesspiegel sollte weiterhin objektiv wie bisher über die beabsichtigte Schließung des Flughafens Tempelhof berichten, ebenso wie über den „Konsensbeschluss“ von 1996 der verantwortlichen Gesellschafter der Berlin Brandenburg Flughafen GmbH – damals vertreten durch die Herren Stolpe, Diepgen und Wissmann. Natürlich ging es um die Schließung der Flughafenstandorte Tegel und Tempelhof, wie der Tagesspiegel in seiner redaktionellen Anmerkung zum Leserbrief richtig bemerkt. Es bedarf geschulter anwaltlicher Rabulistik, mit den Formulierungen des Konsensbeschlusses die mögliche Offenhaltung eines (oder mehrerer) Flughäfen als „Sonderflughafen“ zu vereinen. Dieses angebliche Verhandlungsergebnis von Herrn Diepgen und Herrn Wissmann muss sehr geheim gehalten worden sein: von allen späteren Bundesverkehrsministern fehlen jegliche Andeutungen hierzu, und der Gesellschafter Bund hat alle rigorosen Schließungsschritte des Gesellschafters Land Berlin mitgetragen.

Einer der Gründe war das Eingehen auf Fluglärmbeschwerden, lautstark vorgetragen von der „Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz Berlin“ (im Falle Tegels) und einer noch kleineren Gruppe von Beschwerdeführern (nur mit objektiv schlechteren Argumenten) im Falle Tempelhofs. Und wie gern gibt die Politik kleinen Minderheiten recht, wenn es ins Konzept passt! Hinzu kommen die Hybris der möglichst großen Neubauten (stabilisiert die Bauindustrie und beschäftigt Bauarbeiter), das nicht durchdachte Argument des „Single Airport“ (unterstützt von der Deutschen Lufthansa aus Kostengründen, begleitet vom Gelächter aus London, Paris und vielen amerikanischen Großstädten) und das Totschlagargument der „vielen neuen Arbeitsplätze“. Der tüchtigen Bezirksbürgermeisterin von Reinickendorf, Frau Wanjura, war es vorbehalten, jetzt erst öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass Arbeitsplätze in und für Tegel (und ebenso in Tempelhof) verschwinden und in Brandenburg neue Arbeitsplätze entstehen (per saldo in geringerer Zahl pro abgefertigter Passagiere – Rationalisierungseffekte, andere Arbeitsabläufe und -bedingungen und kaum personengleich). Brandenburg hat den Vorteil hiervon.

Sicherlich gibt es für die Schließung Tempelhofs zum Ende des Sommerflugplans 2008 keine zwingenden juristischen Argumente, sondern allenfalls politische. Aber Herr Diepgen will nicht zugeben, dass dies in konsequenter Fortsetzung seiner eigenen Politik geschieht.

Wolfgang Vollmer, Berlin-Nikolassee

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