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Quo vadis Sotschi? Die Zuschauer verlassen die Abschlussfeier im Fischt-Stadion. Im Herbst startet hier ein Formel-1-Rennen.

© dpa

ARD und ZDF bei Olympia: Sotschi, ein großes Fernsehspiel

ARD und ZDF gewannen in Sotschi - die Quoten waren so hoch wie zuletzt in Lillehammer 1994. Gegen die Faszination des Sports hatte auch Russlands Präsident Wladimir Putin mit seiner Propagandamaschine keine Chance.

Bisschen unheimlich sind die Zahlen schon. Die Winterspiele in Sotschi sollen ARD und ZDF sehr guten Zuspruch beschert haben. Quoten, so hoch wie seit Lillehammer 1994 nicht mehr, höher als in Turin und in Vancouver. Im Schnitt haben 3,63 Millionen die stundenlangen ZDF-Übertragungen verfolgt, ähnlich bei der ARD. Dabei war selbst in den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen gewarnt worden, Sotschi, das seien Putins Spiele, Propaganda zum Nutzen des Kreml-Zaren – und nebenan brennt die Ukraine.

Also die brennende Frage: Haben die Deutschen die Goldmedaille im Verdrängen verdient? Hauptsache, Ski und Rodel gut, was scheren uns die Straßenschlachten auf dem Maidan-Platz in Kiew? Erster Einspruch: „Brennpunkte“ im Ersten und „Spezials“ im Zweiten zur Ukraine haben nicht weniger Aufmerksamkeit bekommen. ARD und ZDF wurden hart kritisiert, als die Sender nicht schnell und ausführlich berichtet hatten. Und die Sondersendungen aus und zu Kiew haben die stundenlangen Übertragungen aus Sotschi mehrfach verkürzt, von heftigem Zuschauerprotest ist nichts bekannt geworden.

Politik ist Politik, und Sport ist Sport. Und der Wintersport konnte via Olympia seine ganze Faszination ausspielen: große Emotionen, knappste Entscheidungen, unglaubliche Athletik. Snowboard, Freestyle, Short Track – der Wintersport hat begriffen, dass er sich ändern muss, wenn er nicht nur Freunde und Verwandte der Sportler interessieren will. Da wirkt die Leichtathletik unverändert hilflos. Zudem waren die Spiele in Sotschi Fernsehspiele. Mit nie gekanntem Kameraeinsatz und raffinierter Technik wurden zahlreiche Wettbewerbe zu Thrill-Momenten hochinszeniert, live und in Farbe. Beste Unterhaltung, wo das sonstige Fernsehprogramm nur die üblichen Regelsendungen abspulte. „Tatort“ und Pilcher langweilen schon in dieser Woche wieder.

Nur als Abwechslungsmoment kann Felix Loch seine Goldmedaille vor elf Millionen Zuschauer holen. Im Rodeln, ausgerechnet. Natürlich, Fernsehen ist Gewohnheit. Da kann kommen, was will, es wird eingeschaltet. Eine Handbewegung, so geübt und unbewusst wie das Lichtanknipsen. Nach drei und mehr Stunden war Edelmetall gewonnen oder verloren, egal, es hat Spaß gemacht. Und weder Wolf-Dieter Poschmann noch Katrin Müller-Hohenstein haben verbal eingefädelt. Perfekte TV-Spiele. Putin lächelt.

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