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Werner van Bebber

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Auf der Straße des 2. Oktober

Werner van Bebber über Wowereits zusätzlichen Feiertag

Man kann Klaus Wowereit manches vorhalten, aber eines gewiss nicht: Dass er zu bieder und trist sei für Berlin. Im Gegenteil: Ein Teil des Erfolgs dieses Regierenden Bürgermeisters hat mit seinem großstädtischen Lebenswandel, seiner Offenheit für Menschen, seiner Feierfreude zu tun. Wowereit steht für das Prinzip Großstadt, rund-um-die-Uhr-geöffnet. Dessen weltweite Vermarktung ist Wowereits größte (und einzige) wirtschaftspolitische Leistung.

Neuerdings muss Wowereit den Eindruck haben, dass die Berliner ihn und seine Leistung nicht mehr so würdigen wie früher. Serienweise erklärt er deshalb Aufgaben zur "Chefsache". Nun will er sogar einen zusätzlichen Feiertag in der Hauptstadt des Feierns und der preiswerten Unterkünfte installieren: den 2. Oktober. Das kann man sogar verstehen.

In diesem Jahr nämlich wird die deutsche Einheit nicht in Berlin, sondern am 3. Oktober in Bremen gefeiert. Der 3. Oktober ist - nun ja - der Einheitsfeiertag, ein synthetisches Datum, das an das vor allem staatsrechtlich bedeutungsvolle Einheitsjahr 1990 erinnert. Dass in Bremen gefeiert wird, hat mit dem förderalistischen deutschen Feierkalender zu tun, nach dem alle mal dran kommen mit der persönlichen Anwesenheit einer vielleicht endlich mal wieder lächelnden Angela Merkel.

Wowereit schlägt nun den 2. Oktober als eine Art Feier-Warm-Up vor dem Einheitstag vor. Ein Grund für den Vorschlag liegt angeblich darin, dass "die Opposition" dem Senat vorgeworfen habe, er setze sich im glatten, runden Jahr 20 nach der Einheit zu wenig für eine Einheitsfeier in Berlin ein - wo doch in Berlin die Mauer erst durchlöchert und dann pulverisiert worden ist.

Was Opposition und Wowereit ausnahmsweise mal verbindet, ist die übliche Berlin-Manie, die die Begriffe Hauptstadt und Einheit zu Synonymen erklärt und mit Sekt aus Plastikbechern übergießt. Der 2. Oktober als Berliner Einheitsfeiertag würde aus demselben Grund gemocht wie der 3. Oktober: als arbeitsfreier Tag. Zu höherem Ruhm in der noch zu schreibenden wirtschaftspolitischen Erfolgsgeschichte Berlins kann er es nur bringen, wenn Wowereit den 2. Oktober zum Einheits-Shopping-Day verklärt.

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