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Alfons Frese

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Ergiebiges Spiel

Alfons Frese über die Finanzzauberer von Porsche

In Zuffenhausen gibt es einen Zauberer, und der heißt Holger Härter. Mit ein paar Tricks hat dieser Mann Milliarden gemacht. Mindestens. Härter ist Finanzvorstand von Porsche und versteht eine Menge von der Börse. Damit ist nicht gemeint, dass er weiß, wann man Aktien kaufen oder verkaufen soll. Härter versteht was von "cash-settled Optionen". Dieses Wort dürften 99 Prozent der Aktienkäufer hierzulande noch nie gehört haben.

Dabei ist die Bedeutung eigentlich ganz einfach: Porsche besitzt offenbar solche Optionen über gut 90 Millionen Stammaktien von VW. Und wenn die Option aufgelöst wird, bekommt Porsche die Differenz zwischen dem dann aktuellen Aktienkurs der VW-Aktie und dem darunter liegenden Preis der Option. Und wenn die Optionen in diesen Tagen fällig werden, wo der VW-Kurs durch die Decke gegangen ist, kassiert Porsche Milliarden.

Dass der VW-Kurs wiederum abgegangen ist wie ein hochgetunter 911er hat sich der trickreiche Härter selbst zu verdanken: Durch die Ankündigung, den Anteil an VW auf 75 Prozent erhöhen zu wollen, hat er den Spekulanten einen Panikschub verpasst. Denn die haben, weil sie ihr Geld auf das Feld mit den fallenden VW-Kursen setzten, nun ein Problem.

Das ganze Milliardenspiel funktioniert so: Im Auftrag von Porsche kauften Banken VW-Aktien. Da Porsche die erst später haben will, haben die Banken die Aktien weiterverliehen, um an der Leihgebühr zu verdienen. Und der Entleiher hat die Papier womöglich selbst weitergereicht, um auch noch eine Gebühr zu kassieren. Doch dann will Porsche die Aktien haben. Und zuvor hat Porsche selbst noch Aktien vom Markt genommen, sodass es nicht mehr viele Aktien zu kaufen gibt. Wenn große Nachfrage auf ein kleines Angebot trifft, schießt der Preis nach oben. Das ist ganz schlecht für die Spekulanten, die Aktien weiter verliehen haben und nun zu Horrorpreisen die Papiere kaufen müssen.

Was für ein tolles Spiel, so einfach und so ergiebig: Härter treibt selbst den Kurs hoch und kriegt dann Milliarden. Der Bau von Autos ist eine Buddelei in der Sandgrube gegen dieses Geschäft. Bezahlen müssen die anderen - die Spekulanten und Hedgefonds, deren Verluste vermutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Und was ist mit dem kleinen Anleger, der doch zum Beispiel zum Zwecke der Alterssicherung in Aktien investiert? Ihm bleibt zu wünschen, dass er nicht mit Härter und den Fonds zusammen am Spieltisch sitzt. Womöglich liegt er mit der Einschätzung am sichersten: Die Börse ist unheimlich, dort agieren dunkle Mächte. Lieber alt werden mit dem Sparbuch.

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