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Malte Lehming

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Grüner Krieg

Malte Lehming über die erste deutsche Öko-Bombe

Na, das ist doch mal eine gute Nachricht: Deutschen Forschern ist es gelungen, die erste Öko-Bombe herzustellen. Und ein Ex-West-Berliner, der Chemiker und Sprengstoffexperte Thomas Klapötke, der inzwischen an der Ludwig-Maximilian-Universität in München lehrt, hat dieser einzigartigen Wissenschaft zum Durchbruch verholfen. Fortan können Kriege sehr viel umweltverträglicher, ja grüner geführt werden. Der Gegner stirbt, die Umwelt bleibt verschont. Kaum noch etwas spricht dagegen, die Bundeswehr im Süden Afghanistans einzusetzen.

Worum geht's? Herkömmliche Sprengstoffe wie TNT und RDX sind leider hochgiftig, sie kontaminieren, etwa auch auf Truppenübungsplätzen, das Erdreich. Die menschliche Gesundheit wird ebenfalls angegriffen - TNT schädigt die Leber, RDX die Nieren. Weil Sprengstoffe sich mit der Explosion nicht vollständig auflösen, blieb bislang nach jedem Raketenbeschuss und Bombenabwurf ein ekliger Restmüll. Doch das muss nicht so sein. Klapötke und seinem Kollegen, Carles Miro Sabate, ist es gelungen, den Stickstoffanteil im Sprengstoff signifikant zu erhöhen und diesen dadurch sowohl zerstörungsintensiver und sicherer als auch sauberer zu machen. Die Ergebnisse ihrer Tests werden die beiden Wissenschaftler in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Chemistry of Materials" veröffentlichen. Finanziert wurde ihre Forschung von der Ludwig-Maximilian-Universität, dem Fonds der Chemischen Industrie, dem European Research Office der U.S. Army Research Laboratory, dem U.S. Army's Armament Research sowie der Bundeswehr.

Als sich Klapötke im Jahr 1994 mit 29 Jahren an der TU Berlin habilitierte, war er einer der jüngsten deutschen Hochschullehrer. Nun ist er gewissermaßen in die Fußstapfen von Alfred Nobel getreten, der das Dynamit erfand. Kriege sind immer schmutzig, tönte es bislang unisono aus den Mündern von Pazifisten und Ökologen, gemeinsam Ökopaxe genannt. Seit Klapötke stimmt diese Gleichung nicht mehr. Zumindest aus ökologischer Sicht gibt es bald keinen Grund mehr, Militäreinsätze abzulehnen. Öko-Science Made in Germany: Das ist, auch jenseits von Solardächern und Windkrafträdern, die Zukunft.

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