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Bernd Matthies

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Wer reist, rettet die Welt

Bernd Matthies zur ITB

Die ITB hat begonnen, und es ist auf den ersten Blick alles wie immer: Die Hallen sind ausgebucht, die Plakate und Videos berichten von exotischen Stränden, Folklorekapellen bezirzen die Besucher. Und doch war nie in der Geschichte der weltgrößten Reisemesse so viel Ungewissheit. Wann buchen die Deutschen, Reiseweltmeister aller Klassen, ihren Sommerurlaub? Buchen sie ihn überhaupt? Oder bleiben sie diesmal, gerührt und geschüttelt von Krisenangst, auf dem Balkon sitzen?

Klar ist: Wer kein Geld hat, weil er gerade entlassen wurde oder mit dieser Möglichkeit zumindest konkret rechnen muss, der handelt klug, wenn er nicht auch noch mit dem Dispokredit nach Thailand aufbricht. Aber was haben jene zu befürchten, die das Geld haben und die Reiselust dazu?

Es ist kein Wunder, dass in dieser wackligen Stimmung die Spaßbremsen aufkreuzen und den sauren Muff unserer grünen Öko-Volkserzieher verbreiten. "Macht Urlaub im eigenen Land!" verkündet der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, dem es am liebsten wäre, wenn die Deutschen kollektiv mit dem Reisebus ins Sauerland streben, um dort von Witwe Müller im Fremdenzimmer mit fl. Wasser und Etagenklo klimaneutral untergebracht zu werden, statt sich im warmen Whirlpool internationaler Wellnesshotels hedonistisch gehen zu lassen. Soll der deutsche Tourist, ein weltweit wichtiger Wirtschaftsfaktor, wieder mal in die Rolle des globalen Angsthasen schlüpfen und sein Geld jetzt ausgerechnet jenen Ländern entziehen, die es in der Krise weiß Gott dringender brauchen als Knüll und Lappwald?

Es wäre in mehrfacher Hinsicht ein großer Fehler, jetzt den Rückzug auf die eigene Scholle zu predigen, statt ein Zeichen zu setzen für das globale Denken, für ein Crossover der Kulturen, für Reiselust statt Hosenflattern. Jedenfalls, so lange das Geld reicht. In welcher Lage die ITB 2010 stattfindet - das weiß heute noch niemand.

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