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Meinung: Berliner Nahverkehr: Fusionen und Konfusionen

Quo vadis BVG? Der größte kommunale Nahverkehrsbetrieb Deutschlands weiß im Moment nicht, wie es weitergehen, wie er weiterfahren soll.

Quo vadis BVG? Der größte kommunale Nahverkehrsbetrieb Deutschlands weiß im Moment nicht, wie es weitergehen, wie er weiterfahren soll. Er muss Fahrgäste und Mitarbeiter gleichermaßen beruhigen. Fahrgäste nach den Bränden in den Zügen, Mitarbeiter wegen der geplanten Fusion der BVG mit der S-Bahn.

Fahrgäste sind verunsichert, weil vorgestern zum dritten Mal innerhalb eines Jahres ein U-Bahn-Wagen in Brand geraten war; zum zweiten Mal war davon die Baureihe G, intern "Gisela" genannt, betroffen. Zur Sicherheit hat die BVG alle 102 Wagen dieses Typs aus dem Verkehr gezogen. Ein mutiger, aber auch ein richtiger Schritt, selbst wenn er zu Einschränkungen im Angebot führt. Lieber länger auf einen Zug warten oder in einem vollen Wagen stehen, als sich einer Gefahr aussetzen.

Auch die Bahn hat, zumindest nach dem ICE-Unfall von Eschede, der 101 Fahrgästen das Leben kostete, bei festgestellten Schäden Züge komplett aus dem Verkehr gezogen. Und auch Autohersteller starten Rückrufaktionen, wenn sie einen Defekt, der zu einem Unfall führen kann, fürchten. So lange die BVG nicht weiß, was zu den Bränden führte, muss sie auf Nummer Sicher gehen.

Sie darf aber auch nicht an der Sicherheit sparen. Und hier steht sie in einer besonderen Verantwortung. Wegen ihres strengen Sparkurses lässt sie Bahnen und Busse inzwischen erheblich länger im Einsatz als in den vergangenen Jahren. Einige U-Bahnen sind schon gut 40 Jahre alt. S-Bahnen brachten es allerdings auch schon auf 70 Jahre - und nichts ist passiert. Noch gibt es keinen Grund, an der Qualität der Wartung bei der BVG zu zweifeln. Auch Experten führen die Brandhäufung eher auf einen unglücklichen Zufall zurück.

Ganz planmäßig dagegen wollen der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Bahnchef Hartmut Mehdorn aus der BVG und der S-Bahn in Berlin einen gemeinsamen Betrieb machen. Natürlich sagen sie, davon solle der Kunde profitieren. Klar ist aber auch, dass sie insgesamt Kosten sparen wollen. Dabei geht es immerhin um einen dreistelligen Millionenbetrag. Leistungseinschränkungen dürften dabei nicht der richtige Weg sein - das könnten die Unternehmen auch alleine. Fusionen sind in der Regel aber auch mit einem Personalabbau verbunden. Und davor fürchten sich die Mitarbeiter in beiden Unternehmen.

Hier gilt es, darauf zu achten, dass es keinen Kahlschlag gibt. Einsparpotenzial gibt es bereits jetzt. Die BVG hat immer noch einen aufgeblähten Verwaltungsapparat. Sie hat aber auch ein Konzept, die Zahl der Mitarbeiter weiter zu reduzieren. Auch dafür ist die Fusion nicht unbedingt erforderlich.

Akzeptiert wird sie, wenn am Ende für Fahrgäste und Mitarbeiter wirklich etwas Besseres herauskommt. Das herauszufinden lohnt sich. Ist das Ergebnis unzureichend, kann die Fusion immer noch über den Haufen geworfen werden. Die Ablehnung der Zusammenarbeit schon im Vorfeld durch Grüne und PDS ist viel zu vorschnell.

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