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Berlins S-Bahn: Im falschen Zug

Der neue S-Bahn-Vorstand hat nicht nur mit technischen Problemen zu kämpfen - sondern auch mit dem Desinteresse an Berliner Belangen im Mutterkonzern. Ein Kommentar.

Die beiden wichtigsten Stühle blieben leer. Mehrere Stunden lang diskutierten die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses über die anhaltenden Einschränkungen der S-Bahn, unter denen bis heute ungezählte Passagiere zu leiden haben – und im kommenden Winter möglicherweise erneut zu leiden haben werden. Die Politiker hatten viele Fragen an die S-Bahn-Spitze und an den Mutterkonzern, die Deutsche Bahn. Drängende Fragen, auf die man sich schnell Antworten wünscht: Wann wird wieder ein vertragsgemäßer Betrieb erreicht? Wie werden Bürger angemessen entschädigt? Und auf welche Strapazen müssen sich Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs im nächsten Winter einstellen?

Doch weder der Vorstandschef der Bahn, Rüdiger Grube, noch der für den Personenverkehr zuständige Bahnvorstand Ulrich Homburg waren der Einladung des Parlaments gefolgt. Da können die ohne Zweifel hart arbeitenden Mitarbeiter der S-Bahn sich noch so sehr bemühen, die Züge wieder auf Vordermann zu bringen und ihren Kunden den angesichts der technischen Beschränkungen bestmöglichen Service zu bieten – ihre Chefs halten es offenbar nicht für nötig, der Volksvertretung angesichts der Dauerkrise des Dienstleisters Rede und Antwort zu stehen.

Diese Art von Ignoranz macht auch die Bemühungen eines ins Abgeordnetenhaus entsandten S-Bahn-Betriebsratsvertreters zunichte, der um Sympathie für die Leistungen seiner Kollegen warb. In einer Presseerklärung zu verschärften Prüfintervallen bei S-Bahn-Bremsen bekundet die neue Geschäftsführung zwar ihr Bemühen, „das Vertrauen in die S-Bahn zurückzugewinnen“. Doch offenbar hat sie dabei nicht nur mit technischen Herausforderungen zu kämpfen, sondern vor allem mit einem Desinteresse an den Berliner Belangen im Mutterkonzern.

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