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Bernd Matthies.

© Mike Wolff

Bernd Matthies: Männer, Frauen, Quotenhirsche

Von Gleichheit zwischen den Geschlechtern kann erst die Rede sein: Bernd Matthies über einen unauflösbaren Grundkonflikt - die Sache mit Mann und Frau.

Machen wir uns keine Illusionen: Irgendwas ist immer. Ja, der Kommunismus ist in seinem Lauf auch von Lötzsch und Esel nicht wiederzubeleben, und der Kapitalismus wird bald von einer chinesisch geprägten Marktwirtschaft mit Solarregierung oder einer französischen Anarchie mit Internetzugang und Freibier für alle abgelöst werden. Doch ein unauflösbarer Grundkonflikt bleibt: die Sache mit Mann und Frau.

Wie stark dieser Gegensatz ist, zeigen die Zeitungskioske der laufenden Woche: Der „Spiegel“ serviert uns die Streitschrift zum Thema „Warum Deutschland die Frauen-Quote braucht“, „Focus“ verspricht dagegen „Die Wahrheit über Männer – Sex, Familie, Karriere, geheime Ängste“. Der „Stern“ erscheint erst am Donnerstag, sehr wahrscheinlich mit dem Titel „Männer gestehen: Ich bin eine Quotenfrau“, und die „Zeit“ wird sich wohl mit einem exklusiven Interview ihres Chefdeuters Helmut Schmidt anhängen: „Warum ich das mit den Frauen schon immer gesagt habe.“

Und wir sind am Ende der Woche genauso schlau wie vorher. Ob die Frauenquote kommt, ist immer noch umstritten, sicher ist, dass die Diskussion kommt, und zwar laut Ministerin Schröder eine, „wie es sie noch nie gab“. Mit anderen Worten: Es drohen noch ein paar zusätzliche Talkshows mit Alice Schwarzer und Klaus Kocks.

Derweil macht die Realität, was sie will. Zum ersten Mal, so erfuhren wir jetzt, wird am Freitag neben neun Männern eine Frau zur deutschen Meisterschaft der Hirschrufer in Dortmund antreten. Es geht bei diesem Sport darum, durch imitierte Brunftschreie einen „Platzhirsch“ aus der Deckung zu locken; die Anführungszeichen stammen aus der Mitteilung, sie lassen ahnen, dass es sich in Wirklichkeit um den Präsidenten des Deutschen Hirschruferbundes handelt, der dann sachkundig aus dem Dickicht zu brechen und zurückzuröhren hat.

Eine Frau und neun Männer, das gilt übrigens beim Hirschrufen quotenmäßig vorerst als völlig okay, denn dieses Zahlenverhältnis ist auch typisch für die Jägerschaft insgesamt, die ja traditionell den, falls man das so sagen kann, Löwenanteil der Hirschrufer stellt. Auf Dauer wird sich allerdings auch das ändern müssen: Von Gleichheit zwischen den Geschlechtern kann erst die Rede sein, wenn neun Frauen und ein Mann eine Platzhirschin aus der Deckung locken.

Und dann? Kommt garantiert die nächste Quote. Und viele neue Talkshows mit Schwarzer und Kocks.

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