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 Aller Anfang ist Unterwerfung: Bischofsweihe im Vatikan.

© Vatican Media/Catholic Press Photo

Bischof gegen Papst: Rebellion auf katholisch

Der Osnabrücker Bischof kritisiert Papst Franziskus ungewöhnlich offen: Sein Reformwille sei enttäuschend. Für einen Aufstand gegen den Vatikan brauchte es mehr.

Ein Kommentar von Andrea Dernbach

In der katholischen Kirche, dem weltweit hierarchischsten System jenseits von Diktaturen, drückt man Distanz oder Dissens normalerweise in unterwürfig-gewundenen Formeln aus, die nur im System überhaupt als kritisch zu entziffern sind.

Ein Bischof, der sagt, er sei vom Reformwillen des Papstes „enttäuscht“, ja, Franziskus’ Pontifikat bleibe „hinter den Erwartungen zurück“ – das streift im Sprech der katholischen Kirche die Grenze zum offenen Aufstand.

Gesagt hat das Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück und immerhin stellvertretender Vorsitzender der deutschen Bischöfe.

Und er tut es sozusagen mit Ausrufezeichen, am Tag vor Heiligabend – verbunden mit einer Warnung an Papst Franziskus, der sich vor Monaten sehr deutlich gegen die Reformversuche der deutschen Brüder (und Schwestern), den „Synodalen Weg, äußerte“: Was in diesem Prozess angestoßen worden sei, so Bischof Bode im Deutschlandfunk, lasse sich „nicht wieder in die Tube zurückdrücken“. Auf Deutsch: Heiligkeit können sich gern auf den Kopf stellen, das wird nichts ändern.

Es brennt schon lange im Katholizismus, jedenfalls in den alten Kirchen des globalen Nordens. Die Enthüllung jahrhundertelanger sexueller Gewalt, eines Systems der Macht, die nicht nur systematisch missbraucht, sondern deren Missbrauch auch stets vertuscht wurde und straflos blieb, die beschämende Behandlung und Marginalisierung von Frauen in der Kirche:

Die fast zehn Jahre Franziskus sind ein Glücksfall für die katholische Kirche.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg

Das hat die Flucht der Gläubigen noch erheblich beschleunigt, die Kirche leert sich, auch spirituell. Ihre Unfähigkeit, sich dieser Geschichte zu stellen, delegitimiert die Herrschaft alter Männer, die ängstlich und autoritär zugleich sind, insgesamt.

Und was es noch an katholischem Milieu gibt, wird zusehends ungeduldig – siehe die Kritik selbst so wohlmeinender prominenter Katholiken wie den Grünen Bettina Jarasch und Winfried Kretschmann.

Kommt Bodes Weihnachtsbotschaft an? Es sieht wenig danach aus. Seine Mitbrüder in Trier und Limburg, Ackermann und Bätzing, versuchten sich zeitgleich in schönster Kirchen-Political-Correctness. Franziskus sei ein „Glücksfall“ und „klar ein Reformer“, so Bätzing. Nein, dass die deutschen Kirchenfürsten tatsächlich zu Rebellen werden: Nichts ist weniger wahrscheinlich.

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