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Bundestag zur Beschneidung: Vor dem Nichts

Was hat die ebenso erregt und ressentimentgeladen wie mitunter fachkundig geführte Debatte über die Beschneidung erbracht? Ist die Antwort wirklich: Nichts?

Alternativlos sollte Politik nicht sein, heißt es ja oft, weshalb es zu begrüßen ist, dass der Bundestag beim sensiblen Thema Beschneidung einen zweiten Entwurf diskutiert. Danach sollen ältere Kinder über den Eingriff selbst entscheiden dürfen. So gut sich das anhört, bei der Expertenrunde des Parlaments wurde deutlich, dass die Regelung auf ein faktisches Verbot für Eltern hinausliefe, früher für ihre Kinder zu entscheiden. Das wiederum verstieße gegen deren Verfassungsrechte und wäre insbesondere für die Juden nicht akzeptabel, weil nach ihren Glaubensregeln Neugeborene zu beschneiden sind. So bleibt wieder nur einmal alternativlose Politik. Sie besteht darin, klarzustellen, dass das umstrittene Beschneidungsurteil letztlich keinerlei Folgen haben wird. Halt, eine soll es geben: die Zertifikate für jüdische Beschneider, wie sie der Zentralrat angekündigt hat. Dazu allerdings ist zu bemerken, dass die Mohalim es auch bisher nicht darauf angelegt haben dürften, Kinder zu quälen. Insofern wird der zivilisatorische Fortschritt gering sein, den Gegner der angeblich archaischen Praxis immer wieder einfordern. Was also hat die ebenso erregt und ressentimentgeladen wie mitunter fachkundig geführte Debatte Positives erbracht? Ist die Antwort wirklich: nichts?

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