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General Motors: Detroits altes Denken

General Motors geht entschlossen mit Opel um - aber ohne die Belegschaft geht es nicht.

Eine knappe Woche hat sich Nick Reilly als offizieller Opel-Chef Zeit gelassen, um zu beweisen, dass er ein harter Hund ist. General Motors (GM) macht Antwerpen dicht. Restlos. Endgültig. Schon im Sommer. Das belgische Werk mit 2600 Beschäftigten hat seit gestern keine Zukunft mehr. Ruhig im Ton, hart in der Sache fügt Reilly noch ein kurzes „Wir fühlen mit Ihnen“ hinzu. Dann ist er schon beim nächsten Punkt. Und der lässt zumindest die deutschen Opelaner aufatmen: Weitere Werksschließungen stehen vorerst nicht auf Reillys Sanierungsplan.

Opel ist am Donnerstag in der Wirklichkeit angekommen – endlich. Nach dem Hin und Her, das die 50 000 europäischen Opel-Beschäftigten in den vergangenen 14 Monaten erlebt haben, ist es gut, wenn jemand sagt, ob und wie es mit der Traditionsmarke weitergeht. An den Rahmenbedingungen des Automarktes hat sich nämlich nichts geändert, egal, ob Opel von Magna oder von der alten, neuen US-Mutter GM geführt wird. Die Abwrackprämie hat nur eine Atempause verschafft. 2008 dürfte Opel rund eine Milliarde Euro verloren haben, 2009 rechnet GM mit einem Verlust von zwei Milliarden Euro. Die Kosten und Kapazitäten sind um 20 bis 30 Prozent zu hoch. Es muss dringend etwas passieren, wenn die Rechnung aufgehen soll, ab 2011 wieder Gewinn zu machen. Ein Autobauer, der mit seinen Autos nur Geld verbrennt, macht etwas falsch.

Doch die Sanierungsmanager aus Detroit müssen in ihrem grenzenlosen Pragmatismus aufpassen, dass der „Teamgeist“ in den Werkshallen nicht auf der Strecke bleibt. Den Zusammenhalt der Mitarbeiter hat Nick Reilly erst am Montag in einer „persönlichen Botschaft“beschworen. Von „Siegermentalität“ ist dort die Rede und von der finanziellen Fürsorge des GM-Konzerns. „Uns geht es als Teil von GM besser und GM geht es besser, weil Opel/Vauxhall ein Teil des Konzerns ist“, schreibt er. Wie klingt das heute in Antwerpen?

Reilly dürfte wissen, dass GM Opel nur erfolgreich sanieren kann, wenn die Belegschaft mitzieht – und mitzahlt. Einen Sanierungsbeitrag von jährlich 265 Millionen Euro verlangt der Konzern. Die Arbeitnehmer sind zum Verzicht bereit, haben dies aber an Forderungen geknüpft. Zum Beispiel an eine Beteiligung an „New Opel“. Klar ist, dass für die Schließung von Antwerpen „kein Cent“ von den Mitarbeitern fließt. Zu tief sitzt der Verdacht, dass in Detroit noch das alte Denken im Weltmaßstab herrscht – über die Köpfe der Arbeiter hinweg. Was Antwerpen nicht billiger produzieren kann, kommt künftig eben aus Südkorea.

Gewiss kann es Opel guttun, wenn ein (nach überstandener Insolvenz) selbstbewusster GM- Konzern weiß, was er will. Aber aus Entschlossenheit wird Überheblichkeit, wenn Belegschaften gegeneinander ausgespielt werden, Solidaritätsadressen Worthülsen bleiben und öffentliches Vertrauen verspielt wird. Hier kann Belgien der Bundesregierung eine Lehre sein: Obwohl die flämische Regierung Opel mit bis zu 500 Millionen Euro unterstützen wollte, machte GM das Werk in Antwerpen platt. Geld ist manchmal nicht alles.

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