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Meinung: „Disziplin und gute Zigarren“

Vor dem Regierungssitz in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento steht seit einigen Monaten ein Zelt. Es ist rund 16 Quadratmeter groß, und sein Abstand zum Gebäude ist exakt bemessen.

Vor dem Regierungssitz in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento steht seit einigen Monaten ein Zelt. Es ist rund 16 Quadratmeter groß, und sein Abstand zum Gebäude ist exakt bemessen. Von dort aus regiert Arnold Schwarzenegger, der Gouverneur. Erfolg, sagt er, verlangt „Disziplin, Optimismus, Humor, die Bereitschaft, Leistungen anderer anzuerkennen – und gute Zigarren“. Doch das Rauchen in öffentlichen Gebäuden ist in Kalifornien verboten. Deshalb hat der passionierte Raucher dieses Zelt aufgeschlagen.

Noch vor zwei Monaten stand nicht fest, ob Schwarzenegger auf dem Parteitag der Republikaner reden darf. Er und Bush sind nie recht warm geworden miteinander. In gesellschaftlichen Fragen ist Schwarzenegger moderat – für Abtreibung, für stärkere Waffenkontrollen, für die Rechte Homosexueller. In Haushaltsfragen dagegen ist er konservativ. Kalifornien muss sparen. Selbst beim Klopapier wird in Sacramento jetzt geknausert. Seit Schwarzenegger im November vergangenen Jahres das Amt übernahm, ist es nicht mehr zwei-, sondern nur noch einlagig.

Bush ist das Gegenteil – moralisch strikt, aber pekuniär verschwenderisch. Außerdem ist er ein Asket und Schwarzenegger ein Lebemann. Doch seit dem politischen Triumph des Hollywoodstars kommt in der Partei keiner mehr an ihm vorbei. „Wenn sie klug sind, lassen sie mich in New York zur besten Sendezeit reden“, tönte Schwarzenegger Ende Juni. Kurz darauf wurde es amtlich: Heute teilt sich Arnold im Madison Square Garden das Prime-time-Podium mit First Lady Laura Bush.

Seinen Trip nach New York, der rund 350 000 Dollar kostet, hat sich Schwarzenegger von Firmen wie Fox, NBC, Paramount, Time Warner und Walt Disney finanzieren lassen. Im Gegenzug schmeißt er eine Reihe von VIP-Partys. Wahlkampf für Bush, der in Kalifornien nicht gerade populär ist, will er allerdings nicht machen. Das britische Magazin „Economist“ hat den US-Wahlkampf unlängst als Testosteron-Wettbewerb bezeichnet. Bush trägt gerne Cowboyhut, zeigt sich am liebsten von Soldaten oder Feuerwehrmännern umringt, in seiner Freizeit zersägt er Bäume. John Kerry umgibt sich mit Vietnamveteranen, fährt Harley, spielt Eishockey und windsurft. In solchen Zeiten darf ein Obermacho wie Schwarzenegger nicht fehlen. Um allerdings Bush nicht die Muskel-Show zu stehlen, soll er über seine Erfahrungen als Einwanderer berichten. Ausgerechnet der „Terminator“ soll erzählen, wie mitfühlend Amerikas Konservative in Wahrheit sind.

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