zum Hauptinhalt

Meinung: „Einen Traum haben wir …

… verwirklicht: Wir haben ganz Europa Frieden und Demokratie gebracht. Aber die Arbeit muss weitergehen.

… verwirklicht: Wir haben ganz Europa Frieden und Demokratie gebracht. Aber die Arbeit muss weitergehen.“

So spricht Carlo Azeglio Ciampi, und auch wenn er im Dezember 84 Jahre alt geworden ist, so merkt man dem italienischen Staatspräsidenten keinerlei Müdigkeit an. Die Stadt Aachen ehrt Ciampi am Donnerstag mit dem Karlspreis, einer der renommiertesten Auszeichnungen Europas, weil er für ein zugleich „wertgebundenes und tolerant-weltoffenes“ Europa eintrete, für einen „Dialog der Zivilisationen“, aber gegen „Beliebigkeit“. Innerhalb Italiens wird Ciampi als einer der letzten Garanten des demokratischen Anstands, der politischen Seriosität und der Glaubwürdigkeit des Staates betrachtet. Ciampi ist eine Art Großvater für das ganze Land: liebenswürdig und gütig, charismatisch und streng.

Er stehe „für ein demokratisches Italien“, rühmen die Preisverleiher – und in Rom liest man diesen Satz durchaus als Seitenhieb gegen den Ministerpräsidenten Berlusconi, der das Land am liebsten so führen möchte wie sein privates Wirtschaftsunternehmen. Wiederholt hat Ciampi den Regierungschef ermahnt, Politik werde im und mit dem Parlament gemacht; das sei der Ort der Demokratie.

Ciampi, Sohn eines Optikers, stammt aus dem toskanischen Livorno. Nach der Eliteuniversität in Pisa verbrachte er sein ganzes erstes Berufsleben bei der Italienischen Nationalbank, von 1979 bis 1993 als deren Chef. Dann krachte Italiens Erste Republik im Parteispenden- und Korruptionsskandal zusammen, und der parteilose Technokrat Ciampi, eigentlich längst im Pensionsalter, wagte sich als Regierungschef (1993–1994) an den Wiederaufbau. Als Finanz- und Wirtschaftsminister unter den Mitte-links-Regierungen von Romano Prodi und Massimo D’Alema (1996–1999) fuhr er einen harten Sanierungskurs. Mit einem Rekord an Stimmen wählten ihn die beiden Parlamentskammern im Mai 1999 zum Staatspräsidenten.

Ciampi, nicht umsonst einer der letzten Staatsgäste bei Johannes Paul II. und der allererste bei Benedikt XVI., ist  fest in der Werteordnung des christlichen Abendlandes verwurzelt. Trotzdem – oder genau deswegen – verlangt er beschleunigt eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen EU und arabischer Welt. Der „Dialog auf allen Ebenen: politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell“ müsse kreativ sein, sagt Ciampi: „Das friedliche Zusammenleben zwischen westlicher und islamischer Zivilisation ist das Leitmotiv des dritten Jahrtausends.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false