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Energiepreise: Lieb und teuer

Man müsse den „Spekulationssumpf trockenlegen“. Starke Worte, die Wirtschaftsminister Michael Glos in den Mund nahm, bevor er ins saudi-arabische Dschidda abflog.

In Dschidda treffen sich am heutigen Sonntag hochrangige Vertreter von 38 Staaten, um über die anhaltende Ölkrise zu beraten. Der Preisanstieg sei mit der Weltkonjunktur und der steigenden Nachfrage aus China allein nicht zu erklären, sagte Glos (CSU). Die Spekulanten sind also Schuld. Da hat er Recht – da werden ihm auch Scheichs beipflichten, die ja nur das Öl aus der Erde holen.

Es hilft aber niemandem, anonyme Spekulanten als Buhmänner darzustellen. Im Gegenteil: Die Aussage verhindert eine Debatte über die wahre Funktion des Ölpreises und die Chancen, die in ihm stecken. Spekulanten tun ihren Job. Sie ziehen Studien zu Rate, die sagen, dass von diesem Jahr an immer weniger Öl aus der Erde kommen könnte. Sie spekulieren darauf, dass der Rohstoff zur Mangelware wird.

Der Preis, der zuletzt an der 140-Dollar-Marke kratzte und damit heute doppelt so hoch ist wie vor einem Jahr, setzt Kräfte frei: Im Autofahrerparadies USA lassen immer mehr Menschen ihr Auto stehen und fahren Bus und Bahn. Erstmals macht sich die Industrie in Deutschland ernsthafte Gedanken über Elektroautos, die die Luft nicht verpesten, weil sie nicht auf Benzin aus Öl angewiesen sind. Der für uns Verbraucher so schmerzhafte Preis macht das endlich möglich.

Nicht nur deshalb gehen populäre Forderungen wie die des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy oder des FDP-Chefs Guido Westerwelle in die falsche Richtung. Beide wollen europaweit die Mehrwertsteuer auf Sprit senken, was kurzfristig Druck vom Preis nehmen soll. Das bringt jedoch überhaupt nichts, da die Regierungen die fehlenden Steuereinnahmen anders wieder reinholen müssten. Und weil man den Erdölförderländern signalisiert: Der Preis kann steigen wie er will – der Staat springt ein.

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