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Meinung: Erinnerung ist nicht bloß Pflicht

„Antisemitische Äußerungen an Polizeischule / Schüler lehnten Lektion über Holocaust ab“ vom 20. März Gewiss ist es schwierig, in der deutschen Gesellschaft die Erinnerung an den Holocaust über Generationen zu bewahren.

„Antisemitische Äußerungen an Polizeischule / Schüler lehnten Lektion über

Holocaust ab“ vom 20. März

Gewiss ist es schwierig, in der deutschen Gesellschaft die Erinnerung an den Holocaust über Generationen zu bewahren. Wenn aber jetzt bei den Polizeischülern in Ruhleben antisemitische Äußerungen gefallen sind, so ist davon auszugehen, dass das ein Problem der praktizierten nationalen Erinnerungspolitik ist. Die Gesellschaft und deren kollektives Gedächtnis ist durchaus vom Wissen um die nationalsozialistischen Verbrechen geprägt, jedoch sollte das Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus keine nationale, sondern eine menschliche Aufgabe sein. In einer immer mehr individualisierten Gesellschaft, in der seit sechs Jahrzehnten demokratische Verhältnisse herrschen, muss sich die Erinnerungskultur neu definieren, bevor sie nur noch eine reine Pflichtübung ist.

Dr. Hans-Dieter Seul,

Berlin-Lichterfelde

Ich bin Zollbeamter, unterrichte an einer Lehranstalt verschiedene Fächer. Dazu gehört auch ein Seminar über „Intoleranz und Rechtsextremismus“, das sowohl für Auszubildende als auch ausgebildete Kollegen angeboten wird. Immer wieder werde ich mit der Furcht der Teilnehmer konfrontiert, zum x-ten Male mit dem Thema Holocaust bombardiert zu werden. Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun! Wer jedoch, wie mir gerade die neu eingestellten Kollegen immer wieder berichten, seit der 9. Klasse in Geschichte nichts anderes hört als „Völkermord im Dritten Reich“, der hat schlicht und ergreifend die Nase voll.

Um nicht missverstanden zu werden: Die Geschichte des Nationalsozialismus und damit verbunden des Holocaust ist wichtig und darf nicht verniedlicht oder verharmlost werden. Muss man das Thema aber so totreiten, wie es an deutschen Schulen geschieht?

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass meine Kollegen bisher immer mit großem Interesse dem Seminar folgten und ohne Ausnahme jede Form von Rechtsextremismus oder Antisemitismus verurteilten. Auch ohne die Moralkeule „Holocaust“! Vielleicht sollte die Polizei einfach mal ihr Unterrichtskonzept ändern, um die jungen Leute zu erreichen, anstatt die Kritik am Fach als „antisemitisch“ abzutun!

Stefan Gläser, Berlin-Frohnau

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