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60 Jahre Nato: Europas Grenzen

Manche Jubiläen enden im Schmus: Man fällt sich gerührt in die Arme, rühmt die Heldentaten der Vergangenheit und überspielt alte Abneigung durch bemühte Witze.

Von Robert Birnbaum

Seit Angela Merkels Regierungserklärung zum Nato-Gipfel ist die Gefahr gesunken, dass das 60-jährige Jubiläum des Nordatlantikpakts ähnlich verläuft. Die Bundesregierung fährt mit einer im Detail unscharfen, im Rahmen aber klaren Idee von der künftigen Nato-Strategie nach Straßburg und Baden-Baden. Sie lässt sich in zwei Formeln zusammenfassen: „Mehr Zivil, weniger Militär“ und „Bündnissicherheit statt Weltpolizei“. Beides steht in einem graduellen Gegensatz zu den Vorstellungen, die die neue US-Regierung hat erkennen lassen. Merkels Absage an eine „globale Nato“ würde Barack Obama jedenfalls nicht blanko unterschreiben. Merkel weiß sich dabei einig mit dem Nato-Rückkehrer Frankreich. Auch Nicolas Sarkozy hat nichts dagegen, die Sicherheit Europas im Zweifel außerhalb Europas zu verteidigen – aber eben nur diese Sicherheit und nicht die Sicherheit anderer. Wenn das ernst gemeint ist, würde es bedeuten, dass die Europäer aus einem Jahrzehnt militärischer Interventionen etwas gelernt haben über die eigenen Grenzen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Der Haken dabei ist allerdings der gleiche wie bei der Formel vom „deutschen Interesse“: Konkret zu sagen, wo das anfängt und endet – das ist ein weites Feld. bib

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