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Gastkommentar: Männer an der Macht

Die Frage bei Männern im Kampf lautet: Gibt es irgendwas zwischen Sanftmut und Härte - sozusagen einen Hybrid aus Glos und Mehdorn, eine Art von metro-potentem Manager und Politiker?

Welche Männer – und natürlich auch Frauen – braucht das Land? Und zwar in Führungspositionen der Wirtschaft und Politik, also dort, wo nun wirklich Macht ausgeübt wird. Zu Recht verliehene Macht muss übrigens tatsächlich ausgeübt werden, denn legitime Macht nicht auszuüben – ist auch nur eine Form des Machtmissbrauchs; in das Vakuum stoßen sonst Kräfte vor, die dazu nicht berufen sind.

Welche Männer? Diese uralte Frage stellt sich mir zweier Beispiele wegen – zum einen angesichts des Schicksals von Michael Glos, dem nun vormaligen Bundeswirtschaftsminister, zum anderen im Blick auf die Rolle, die unser Bahnchef Hartmut Mehdorn spielt.

Zunächst zu Michael Glos: An sich war mir der Mann, aller Politik und Polemik unerachtet, immer irgendwie sympathisch – ein unabhängiger Mittelständler in der Politik, bei aller Professionalität im Gerangel doch auch in etwa Amateur der Macht geblieben, will sagen: Liebhaber schon, aber nicht Junkie der Macht. Aber reicht dies hin für die Ausübung wirklicher Macht? Sie verlangt ja beides: Den im Grunde un-verschämten (aber keineswegs schamlosen), also unverzagten Durchsetzungswillen einerseits, andererseits aber ein tief durchdachtes und hoch bewusstes, ein in Existenz und Expertise geprüftes Ziel, für das sich der ganze Kampf überhaupt lohnt. Wer auch nur von Ferne in die Vorhöfe der Macht geblickt hat, ahnt immerhin, welche Abgründe an Einsamkeit man in diesem, oberflächlich betrachtet, höchst kommunikativen Getriebe aus Kumpanei und Konkurrenz auszuhalten imstande sein muss.

Diesem Druck war Glos einfach nicht gewachsen, das macht ihn privat sympathisch, weil wir – Fußgänger der Politik – uns darin auch wieder erkennen. Politisch aber ist so jemand am falschen Platz. Ein Amt antreten, das man nicht will? Einen Rücktritt erflehen – und das auch noch vom unzuständigen und verfeindeten Provinzparteivorsitzenden? Und hinterher greinen über Missachtung und Ranküne, vor allem seitens der Parteifreunde? Das wirkt, pardon, regelrecht unästhetisch, irgendwie schwächlich stillos. Die Amerikaner sagen dazu ruppig: If you can’t stand the heat, don’t get into the kitchen! – Wenn du die Hitze nicht verträgst, bleib raus aus der Küche!

Nun zu Hartmut Mehdorn: Wenn er die Küchenhitze nicht geradezu notorisch sucht und zusätzlich anfacht, so scheint sie ihm jedenfalls nichts auszumachen. Er wirkt wie mit Teflon überzogen, resistent und unsensibel. Die Leporello-Liste seiner auch daraus resultierenden Fehler – vom irrwitzigen und glücklicherweise geplatzten „neuen“ Tarifsystem über die Verhunzung des Berliner Bahnhofs – ist lang, darf aber nicht vergessen machen, dass sich auch seine unbestreitbaren Erfolge bei der Sanierung der Bahn (die ansonsten zulasten aller Steuerzahler mega-pleite wäre) seinem Rambo-Führungswillen und seinem unternehmerischen Verstand verdanken. Hätte mal – Datenschutz hin oder her – der Siemens-Konzern ähnlich intensiv gegen Korruption gekämpft!

Die Frage ist nun: Gibt es irgendwas dazwischen – sozusagen einen Hybrid aus Glos und Mehdorn, eine Art von metro-potentem Manager und Politiker? Wir wünschen uns das vielleicht, aber ich fürchte (in jedem Sinne dieses Wortes) – und politische Lebenserfahrung wie Lehrer (von Machiavelli bis Max Weber) legen das nahe – , dass die Macht rein als solche und ganz strukturell sich die Leute aussucht, die sie im äußersten Grade aushalten – und dass sie die anderen ausstößt. Bevor ich auf eine Kreuzung aus Härte und Sanftheit hoffe, gebe ich mich schon damit zufrieden, wenn die offenbar notwendige Härte im Einzelfall mit Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein ethisch gepaart ist. Mehr kannste kaum verlangen …

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