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Gerhard Schröder und die Einheit: Nicht ganz lupenrein

Die CDU-Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus handelt mit zu kleiner Münze, wenn sie Ex-Bundeskanzler Schröder für ungeeignet hält, bei der Feierstunde für das erste Gesamtberliner Parlament zu sprechen.

War Franz-Josef Strauß ein Gegner der deutschen Einheit? Mit dem von ihm eingefädelten Milliardenkredit an die DDR hat der CSU-Vorsitzende in den achtziger Jahren zweifellos die Agonie des Honecker-Regimes verlängert. Aber ernsthaft wird dies wohl niemand vertreten. Und wer will heute Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl die damaligen Treffen mit der DDR-Führung zum Vorwurf machen?

Die CDU-Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus handelt deshalb mit zu kleiner Münze, wenn sie Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder für ungeeignet hält, bei der Feierstunde für das erste Gesamtberliner Parlament zu sprechen. Zweifel könnten da eher Schröders freundschaftliche Bande zu einem nicht ganz lupenreinen russischen Demokraten wecken. Wer aber so akribisch beklagt, dass Schröder in den achtziger Jahren die von Honecker formulierten Geraer Forderungen für diskussionswürdig hielt, der muss auch darüber reden, welche Kontakte selbst in Unionskreisen als legitim galten, um das Los der DDR-Bürger zu erleichtern.

Es gibt auch anderes zu erinnern. Schließlich sprach sich Schröder vor ebenfalls zwanzig Jahren eindeutig für Berlin als deutsche Hauptstadt aus, als die Union im Bund darüber tief gespalten war.

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