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Griechenland: Wenn Chaoten Spekulanten zum Sieg verhelfen

Endlich ist Europa bereit, den Griechen zumindest mit Krediten zu helfen, um die gemeinsame Währung zu retten. Doch nun eskaliert die Gewalt in Athen gegen das harte Sparpaket der Regierung. Das könnte den Euroraum endgültig in die Krise stürzen. Ein Kommentar.

Schneller hätte Angela Merkel von der Realität nicht eingeholt werden können. Am Morgen stand die Bundeskanzlerin in Berlin vor dem Bundestag und warb mit pathetischen Worten für das Rettungspaket der Bundesregierung für Griechenland. „Europa steht am Scheideweg“, sagte die Kanzlerin und da dauerte es nur ein paar Stunden, bis aus Athen jene Bilder um die Welt flimmerten, die zeigten, wie stark der Widerstand der Griechen ist und wie tief das Land ins Chaos gestürzt ist. 

„Europa schaut heute auf Deutschland“, sagte die Kanzlerin am Morgen. Welch ein Irrtum, die Welt schaut spätestens seit Mittwochmittag nach Athen. Streikende legten die griechische Wirtschaft lahm, Demonstranten randalierten in der Athener Innenstadt, belagerten das Parlament, warfen Steine und Brandsätze. Vermummte stürmten eine Bank und zündeten diese an. Spätestens als die Agenturen meldeten, bei diesem Brandanschlag seien drei Menschen ums Leben gekommen, war klar, dass die Rettung Griechenlands nicht allein mit einem harten IWF-Sparprogramm, einem reinen Kreditprogramm sowie staatlichen Bürgschaften und mit Almosen der Banken gelingen kann. 

Griechenland droht im Chaos zu versinken und mit Griechenland Europa. Denn gelingt es der griechischen Regierung nicht, die Griechen für ihren Konsolidierungskurs zu gewinnen, das Sparprogramm in dem Land durchzusetzen, dann blickt Europa tatsächlich in einen Abgrund. Dann wird keine europäische Regierung mehr bereit sein, Griechenland mit Milliardenhilfen unter die Arme zu greifen, sogar die Mehrheit im Bundestag würde wieder fraglich werden. 

Europa hätte verloren, das Euroland könnte auseinander brechen. Auch in Deutschland würden die Rufe nach der D-Mark wieder lauter werden. Die Regierungen in Europa stünden blamiert da, die Spekulanten, die seit Monaten auf die Pleite Griechenlands setzen und gegen den Euro wetten, hätten gesiegt.

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