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Commerzbank übernimmt Dresdner: Größenwahn tut nicht gut

Endlich! Mit der Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank geht ein politischer Traum in Erfüllung.

Endlich! Mit der Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank geht ein politischer Traum in Erfüllung. Neben der Deutschen Bank entsteht ein zweiter nationaler Champion, der in der internationalen Finanzwelt mithalten kann. Das haben Politik und Wirtschaft seit Jahren herbeigesehnt. Doch die Freude ist voreilig. Denn für Kunden und Mitarbeiter überwiegen zunächst die Nachteile. Rund 10 000 Banker werden wohl ihre Jobs verlieren. Für die Verbraucher geht ein Stück der Angebotsvielfalt verloren, die den deutschen Bankenmarkt auszeichnet. Auch ist noch längst nicht ausgemacht, dass die Fusion ein Erfolg wird. Schlechte Vorbilder gibt es genug: Die Allianz, die die Dresdner Bank jetzt abgibt, weiß ein Lied davon zu singen, wie weit auf dem Papier ausgearbeitete Pläne und die Realität auseinanderliegen können. Für sie war der Kauf der Bank ein Albtraum, aus dem sie erst jetzt, nach sieben Jahren, aufwacht – und der sie etliche Milliarden gekostet hat.

Auch die Fusion der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank mit der Bayerischen Vereinsbank zur Hypo-Vereinsbank endete im Desaster und letztlich in der Übernahme durch die italienische Unicredit. So schlecht muss es bei Dresdner und Commerzbank nicht zwangsläufig laufen. Doch die Gefahr besteht. Das Investmentbanking der Dresdner Bank wird auch für einen neuen Konzern ein Klotz am Bein sein.

Kaum abzuschätzen ist auch, wie sich die Kunden verhalten werden. Wechseln sie verunsichert die Bank, wenn die gewohnte Filiale um die Ecke plötzlich geschlossen wird? Das hängt auch davon ab, wie sich die neue Bank selbst betrachtet. Will sie, berauscht von der eigenen Größe, nur noch auf internationaler Bühne mitmischen oder besinnt sie sich ihrer Stärke auf dem deutschen Privatkundenmarkt? Dass Größenwahn den Banken nicht guttut, hat gerade die Finanzkrise gezeigt. Die Einbußen, die die Institute in den vergangenen zwölf Monaten erlitten haben, lehrten die Banker eine neue Demut. Beispiel Deutsche Bank: Weil das Investmentbanking außer Problemen derzeit nichts mehr einbringt, haben Josef Ackermann und seine Kollegen das weniger rentable, aber deutlich stabilere Geschäft mit den heimischen Privat- und Mittelstandskunden wiederentdeckt. Diese Erfahrung sollte auch dem neuen Champion eine Lehre sein.

Stefan Kaiser

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