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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

© IMAGO/photothek/xFlorianxGaertner/photothek.dex

Habeck in der Krise: Der Polit-Liebling ist aus dem Tritt geraten

In den Mühen der Ebene angekommen, patzt der sonst so redebegabte Wirtschaftsminister plötzlich. Aber er muss da durch, es gibt keinen anderen Weg.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die Mühen der Ebene – so heißt es immer dann, wenn Regierende oder Opponierende auf den Boden der Tatsachen treffen. In diesem Fall treffen es beide Begriffe ganz gut: Robert Habeck mit seinem Krisenmonster-Ministerium ist sowohl bei den Mühen der Ebene als auch auf dem harten Boden der Tatsachen angelangt. Und plötzlich sieht es so aus, als verirre sich der, von dem die Republik Wegweisung erhofft, ja ersehnt hat.

Habeck, der Verantwortliche für Wirtschaft und Klimaschutz in einem, klingt atemlos, wenn er jetzt im Bundestag, als es um seinen Etat geht, oder im Fernsehen Millionen von seinem Kurs überzeugen soll. Wer will es ihm verdenken?

Es war schon unter normalen Umständen eine Herausforderung erster Güte

Beides zusammenzubringen, die Wirtschaft mit dem Klimaschutz, und den auch noch nachhaltig und zukunftsfest in einer Industrienation – das wäre schon zu anderen Zeiten, unter normalen Umständen, ein Herausforderung erster Güte. Eine nie gekannte. Jetzt aber wird es, kaum zu glauben, noch schwieriger.

Wladimir Putin, Ras Putin, Wladimir der Schreckliche – der strebt nach Macht weit über Kreml und Russland hinaus. Deshalb sein Krieg gegen die Ukraine und der Wirtschaftskrieg gegen den Westen. Und in dem steht ihm nun nicht zuletzt Robert Habeck gegenüber.

Der gibt der stärksten Wirtschaftsnation in Europa ein Gesicht. War die Verantwortung vorher schon groß – sie ist weiter gestiegen. Putin schaut auf Deutschland, auf Habeck, alle anderen auch. Was heißt: bloß keine falsche Bewegung!

Ganz so wird sich Deutschlands politischer Liebling das Amt dann wohl doch nicht vorgestellt haben. International und national ohne Atempause. Da wartet, um mal so zu sagen, noch einiges in der Pipeline.

Gaspreise, Stromerzeugung, kleine und mittlere Unternehmen, die die Insolvenz (be-)fürchten – hier und jetzt wäre wichtig, dass Habeck Souveränität ausstrahlt. Tut er aber nicht.

Goldene Zunge, nie gehörte Worte

Das fällt umso mehr auf, als es sich die Monate zuvor komplett anders darstellte. Da war er der Mann mit dem unerklärlichen Etwas, das man Charisma nennt. Der Mann mit der goldenen Zunge, der einfach alles erklären kann, in nie gehörten Worten, jedenfalls nicht in der Politik.

Und ausgerechnet der muss sich jetzt auf den stützen, dem man das alles nicht nachsagen kann: auf den Kanzler. So wie Olaf Scholz die Union und ihren forschen Chef Friedrich Merz angreift, genau so greift Habeck jetzt auch an, mit fast denselben Worten. Dadurch wird er gestutzt, wie von selbst.

Friedrich Merz wurde von Scholz und Habeck nahezu wortgleich auch umgekehrt attackiert.
Friedrich Merz wurde von Scholz und Habeck nahezu wortgleich auch umgekehrt attackiert.

© AFP / TOBIAS SCHWARZ

Tatsache ist: Scholz’ erster Vizekanzler wird gerade politisch vermessen. Erst recht, wo Habeck doch selbst Kanzler werden wollte. Nach den Umfragen hätte er mindestens zwischendurch auch eine gute Chance gehabt; wenn es denn eine Persönlichkeitswahl gäbe. Hätte, hätte, Fahrradkette, hat ein früherer Kanzleranwärter mal gesagt. Der wurde es dann auch nicht.

Betriebsaufgabe gemeint, Insolvenz gesagt

Stahlbad ist noch so ein Begriff, der einem beim Anblick von Habeck einfällt. Äußert er sich einmal wie vor Kurzem in der Talkshow unglücklich zum Thema Insolvenzen, wo er – wahrscheinlich – Betriebsaufgaben meint, und sofort geht’s los. Hat er keine Ahnung? Eine erschreckende Vorstellung in dieser Lage: schöne Worte, nichts dahinter?

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So ist es nicht, aber es sieht so aus. Schlecht halt. Ihm hilft nicht, dass er sich – nach 17 Stunden Tagwerk – durchhaspelt, als er merkt, dass er gerade dabei ist, der FDP in ihre Zuständigkeit hineinzuregieren. Oder diese Sache mit den Atomkraftwerken, die bloß Reserve sein sollen.

Das ist der grünen Parteiseele geschuldet und dem Wahlkampf in Niedersachsen. Aber nicht nur. Es hängt auch damit zusammen, dass ihn seine Gegner beim Klimathema, wenn er nicht aufpasst, vor die Pumpe laufen lassen.

Das erklär’ mal jemandem. Robert Habeck kann es gerade nicht, so angestrengt, wie er ist. Aber da muss er durch, durch die Mühen der Ebene. Es gibt keinen anderen Weg. Sonst ist sein Mythos bald verblasst.

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