zum Hauptinhalt
Großbaustelle BER.

© dpa

Hartmut Mehdorn und der BER: Nur Schall und Rauch

Der Aufsichtsrat misstraut Mehdorn und Mehdorn dem Aufsichtsrat. Der Eröffnungstermin ist weiter entfernt denn je. Ist der Flughafen-Chef überfordert?

Nein, das ist wohl nicht der Anfang vom Ende der Ära Mehdorn. Aber wenn sich der Aufsichtsrat jetzt – nicht zum ersten Mal, wie abwiegelnd betont wird – Sprecher der am Bau beteiligten Firmen direkt zur Berichterstattung einlädt, ist das weit mehr als das Unbehagen, Hartmut Mehdorn habe die Sache BER möglicherweise nicht im Griff.

Es ist das Signal massiven Zweifels an der allumfassenden Kompetenz des sich selbst ob seiner Durchsetzungsfähigkeit rühmenden Machers. Im Aufsichtsrat bröckelt das Zutrauen zu dem von ihm eingesetzten Vorsitzenden der Geschäftsführung. Ab wann schwindendes Zutrauen zu Misstrauen wird, hängt von der Entwicklung ab. Jede andere Interpretation des Geschehens wäre Schönfärberei.

Dass Mehdorn das wohl ähnlich sieht, wird durch die Tatsache erhellt, dass er heute in Begleitung eines Anwalts in die Aufsichtsratssitzung kommen will – nicht etwa zu seinem persönlichen Beistand, sondern damit der Jurist den Mitgliedern des Aufsichtsrates erklärt, was die Pflichten und Rechte eines solchen Gremiums sind. Mehr Provokation ist kaum vorstellbar.

Dabei täte man Mehdorn unrecht, würde man nicht zugeben, dass zumindest einer der Gesellschafter – nämlich der Bund – in der Vergangenheit über seinen Vertreter im Aufsichtsrat diese Rolle immer wieder zu parteipolitischen Spielen gegen die SPD-geführten Länder Berlin und Brandenburg missbrauchte. Zum Vorteil der Flughafengesellschaft, die zu fördern ja Aufgabe des Aufsichtsrates ist, war das jedenfalls nicht.

Ob das Unbehagen der Gesellschafter über die Arbeit Mehdorns nun darauf zurückzuführen ist, dass man sich von ihm nicht korrekt informiert fühlte, oder ob es im Kern schon Zweifel daran sind, dass er selbst überhaupt noch den Durchblick hat, ist eine Frage der individuellen Bewertung. Dass Mehdorn ein Meister im Entfremden von Begriffen ist, die einen nennen ihn einen genialen Schauspieler, die anderen einen ebensolchen Entertainer, weiß jeder, der mit ihm zu tun bekam.

Immer neue und durchaus bedenkenswerte, ja, teilweise richtungweisende Pläne wie der Vorschlag, den alten Terminal in Schönefeld weiterzunutzen, verdecken jedoch nicht, dass Hartmut Mehdorn dem Kern seiner Aufgabe – Verkehrsfreigabe des neuen Flughafens – nicht näher gekommen ist. Schlimmer noch: Da er im Gegensatz zu seinen manchmal arroganten oder pampigen Vorgängern die hohe Kunst beherrscht, Luftballons laut steigen und leise platzen zu lassen, ist erst relativ spät aufgefallen, dass wir von einem Eröffnungstermin noch weiter entfernt sind als befürchtet.

Dabei darf man sich nicht von den Horrormeldungen über die angeblich 96 Prozent, die vom Flughafen noch nicht fertig sind, irritieren lassen. Das meiste davon sind Schönheitsreparaturen, anderes lässt sich im laufenden Betrieb beheben. Zwei große Brocken bleiben, das Ausmaß beider wurde von Mehdorn sträflich unterschätzt: Den Schallschutz rechtzeitig zu realisieren, ist eine gewaltige Aufgabe, auf deren Lösung die Gerichte pochen.

Aber das Einzige, was wirklich zählt, ist die funktionierende Entrauchungsanlage. Ohne die gibt es keine Abnahme durch das Bauordnungsamt. Ohne Abnahme fliegt vom BER kein Flugzeug, und keines landet dort.

Für die sich vor dem Fluglärm fürchtenden Anlieger geht es um den Schall, für die Flughafenbetreiber geht es um den Rauch. Beides zusammen ist aber eben nicht Schall und Rauch. Begreift Mehdorn das nicht, ist das jetzt eben doch der Anfang seines Endes in diesem Job.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false