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Kolumne: Wissenshunger: Heiße Nüsse, kalte Nüsse

Olivenöl und Nüsse sind nicht nur Zutaten für ein gutes Pesto, sie sind offenbar auch ein Rezept für ein gesundes Leben.

Darauf deuten jedenfalls die lang erwarteten Ergebnisse einer großen klinischen Studie in Spanien hin.

Insgesamt 7447 Menschen nahmen an der PREMEDI-Studie teil. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine wurde aufgefordert, sich fettarm zu ernähren, die anderen beiden sollten sich an eine Mittelmeer-Diät (unter anderem Fisch, Hülsenfrüchte und Wein) halten und erhielten zusätzlich gratis entweder Nüsse (etwa 30 Gramm pro Tag) oder Olivenöl (etwa einen Liter pro Woche).

Nach im Schnitt fast fünf Jahren zeigte sich ein erheblicher Unterschied. In den beiden Mittelmeer-Diät-Gruppen war das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden oder an einer Herzkreislauferkrankung zu sterben, um fast ein Drittel niedriger als in der Kontrollgruppe. „Das ist eine gute Nachricht. Es ist eine wichtige Bestätigung der Gesundheitseffekte einer Mittelmeerdiät“, sagt Heiner Boeing, Epidemiologe am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.

Doch die Studie hat Schwächen. So hatten die Forscher ursprünglich Teilnehmer, die sich an eine Mittelmeerdiät halten sollten, intensiver betreut als die Kontrollgruppe. Da das zu einer Verschiebung der Ergebnisse führen könnte, wurde das Vorgehen nach drei Jahren geändert und alle Gruppen wurden fortan gleich häufig beraten. Außerdem wurden in der Studie nur Menschen untersucht, die ein hohes Risiko einer Herzkreislauferkrankung hatten, weil sie etwa Raucher oder übergewichtig waren. Ob sich die Ergebnisse verallgemeinern lassen, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Vor allem mussten die Forscher aber feststellen, dass sie die Ernährungsmuster in den beiden Gruppen nicht grundlegend verändern konnten. „Das ist immer wieder das Problem solcher Studien“, sagt Boeing. „Es funktioniert einfach nicht, Menschen zu sagen: Ihr müsst eure Ernährung so und so umstellen.“ Die Teilnehmer der Mittelmeer-Diät-Gruppen nahmen zwar etwas mehr Fisch und Hülsenfrüchte zu sich. Den größten Unterschied in der Ernährung der drei Gruppen machten allerdings das zusätzliche Olivenöl und die Nüsse aus. Die Gesundheitseffekte seien wohl hauptsächlich auf diese beiden Lebensmittel zurückzuführen, schreiben die Autoren im Fachblatt „New England Journal of Medicine“.

Nüsse und Olivenöl sind reich an ungesättigten Fettsäuren und die können das Herzkreislaufsystem offenbar schützen. Welche Fettsäuren genau dafür verantwortlich sind, ist noch unklar (sowohl einfach ungesättigte wie auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren kommen infrage). In jedem Fall unterstreiche das Ergebnis, dass es nicht auf die Fettmenge ankomme, sondern auf die Fettsäurezusammensetzung, sagt Boeing.

Während Olivenöl schon lange zu den Lebensmitteln gehört, die Ernährungsexperten empfehlen, könnte die Studie auch Nüsse endgültig in die Liga der Super-Nahrungsmittel aufsteigen lassen. „Wir müssen jetzt genau prüfen, ob es Hinweise auf negative Effekte von Nüssen gibt“, sagt Boeing. In jedem Fall seien Nüsse aber „heiße Kandidaten“ für eine Ernährungsempfehlung. Und in einem Pesto schmecken sie auch kalt gut.

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