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Meinung: „Ich möchte das MoMA …

… als einen der interesssantesten Orte der Welt gesehen wissen, um Kunst zu betrachten. Ich hoffe ganz einfach, dass die größtmögliche Zahl an Besuchern kommt und Kunst genießt!

… als einen der interesssantesten Orte der Welt gesehen wissen, um Kunst zu betrachten. Ich hoffe ganz einfach, dass die größtmögliche Zahl an Besuchern kommt und Kunst genießt!“

Ein ums andere Mal verkündete Glenn Lowry, der energetische Direktor des New Yorker Museums, sein Credo bei der Wiedereröffnung des Hauses. Das New Yorker Museum of Modern Art, größer, schöner und reicher mit Kunst bestückt als je zuvor in seiner 75-jährigen Geschichte, verdankt seine glanzvolle Wiederkehr ganz wesentlich seinem seit neun Jahren amtierenden Direktor. Geboren 1954 in New York, studierte er an der Kunsthistoriker-Schmiede in Williamstown und promovierte anschließend in Harvard in islamischer Kunst – sein Auftreten ist gleichwohl das eines Vollblutmanagers.

Oft wird gemutmaßt, er habe, wie sein New Yorker Kollege und Konkurrent Thomas Krens vom Guggenheim-Museum, ein Zweitstudium in Betriebswirtschaft absolviert. Doch die unternehmerische Begabung muss ihm wenn schon nicht in die Wiege gelegt worden, so doch bereits bei seinen ersten Museumsjobs in Harvard und Ontario zugewachsen sein. Stets hatte er mit Kapitalbeschaffung und Bauplanung zu tun, und das war der Grund, ihn bereits als 41-Jährigen an die renommierte – aber ihrer Spitzenstellung allmählich verlustig gehenden – New Yorker Institution zu berufen. Das Gebäude des MoMA war längst zu klein geworden, der Kontakt zur Gegenwartskunst unter der Gralshüterschaft für Picasso und Co. abgerissen.

Für die Gegenwartskunst hat sich Lowry wie keiner seiner Vorgänger stark gemacht. Doch vor allem die Finanzierung des jetzigen Um- und Neubaus ist ein Meisterstück – und wirft ein bezeichnendes Licht auf die Finanzkraft New Yorks: Noch vor sechs Jahren peilte Lowry als Ziel der „capital campaign“ 250 Millionen Dollar an, dann wurden bald schon 650 Millionen genannt, und mittlerweile liegt die Messlatte bei 858 Millionen – von denen bereits 725 Millionen Dollar in Form von Spenden und Verpflichtungen eingeworben worden sind. Das amerikanische Steuerrecht macht’s möglich, gewiss; aber kein noch so großer Steueranreiz würde genügen, gäbe es nicht den Ehrgeiz der New Yorker Magnaten, einander mit gewaltigen Schenkungen zu übertrumpfen. So verfügt Lowry in dem Milliardär Ronald Lauder als Vorsitzendem und dem Immobilienmogul Jerry Speyer als Vizepräsidenten seines Verwaltungsrates über Mitstreiter, die das 425 Millionen Dollar teure Bauprojekt durchsetzen konnten. Was für zahlreiche amerikanische Museumsdirektoren in jüngster Zeit Anlass zur Resignation war – ihre Arbeitskraft ganz und gar dem Management widmen zu müssen –, ist für Lowry augenscheinlich Ansporn genug. Und dass die Besuchermassen ab kommendem Sonnabend, dem Tag der Publikumseröffnung des MoMA, strömen werden, wie von ihm erhofft, daran dürfte er auch nicht eine Sekunde lang zweifeln.

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