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Jack Lew: „Wir geben Amerika die Zukunft zurück“

Ein Jahr nur hielt es sein Vorgänger im Weißen Haus aus. Und ihm steht in diesem Jahr gleich ein harter Wahlkampf bevor: ein Porträt von Barack Obamas neuem Stabschef

Wenn ein Präsident nach weniger als einem Jahr den Stabschef auswechselt, ruft das Stirnrunzeln hervor. Hat der alte versagt? Und wenn das kurz vor der Wahl geschieht, lädt das zu Spekulationen ein. Was kann man daraus für die Wahlkampfstrategie ablesen?

Der Stabschef im Weißen Haus ist die Schlüsselposition sowohl für den reibungslosen Ablauf der Alltagsgeschäfte als auch für die strategische Positionierung des Präsidenten. Managementqualitäten sind unerlässlich, aber sie reichen nicht aus. Die physische Belastung ist enorm, die Nächte sind kurz und werden oft von Anrufen unterbrochen. Irgendwo auf der Erde passiert häufig etwas, was der Stabschef der Weltmacht wissen muss. Das hält nur eine Elefantennatur aus – und selten länger als zwei Jahre. Auch politisches Fingerspitzengefühl ist gefragt. Mit den Phasen einer Präsidentschaft wechseln zudem die Anforderungen.

In den ersten zwei Jahren unter Obama ging es darum, die Reformen von Gesundheitswesen und Finanzaufsicht durch den Kongress zu bugsieren. Da war ein versierter Parlamentarier Stabschef: Rahm Emanuel, der genau wusste, wie er wen unter Druck setzt.

2010 gewannen die Republikaner die Kongresswahl, Obama verlor die Parlamentsmehrheit. Nun war Schluss mit Reformen, Obama brauchte jemanden, der die Beziehungen zur Wirtschaft verbessert, damit die Bosse sich nicht geschlossen gegen ihn stellen, wenn er zur Wiederwahl 2012 antritt. Er berief den Banker William Daley. Wieder einmal lernte Amerika, dass die hochgelobte Kaste der Topmanager in der Wirtschaft nicht automatisch die beste Besetzung für politisches Management ist. Daley stammt aus einer Politikerfamilie – Vater und Bruder waren Bürgermeister von Chicago und versiert im Gebrauch der berüchtigten „Chicago Machine“, wie man den Filz dort nennt. Doch aus dem Bankwesen war er andere Umgangsformen und Entscheidungswege gewohnt als im Weißen Haus üblich.

Obamas bester Mann für den Job will ihn nicht machen: Pete Rouse, sein wichtigster Organisator, bleibt lieber im Hintergrund. Nun also Jack Lew, der sein Talent für Politmanagement als Bill Clintons Budgetdirektor bewiesen hat. Unter Obama war der 56-jährige orthodoxe Jude aus New York bereits Vizeaußenminister und Budgetdirektor. „Wir müssen Amerika eine Zukunft geben“, verteidigt er die Ausgaben trotz Budgetdefizit. Und meint zugleich Obamas Wiederwahl.

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