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Oskar Lafontaine will nicht mehr für den Bundestag kandidieren.

© dpa

Keine Rückkehr in den Bundestag: Die Linke bleibt Lafontaine

Oskar Lafontaine wird nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Das braucht er auch nicht – in der Politik der Linken ist er auch weiterhin allgegenwärtig.

Niemals geht man so ganz, sang die große Trude Herr – und das gilt auch für Oskar Lafontaine. Gott bewahre, das ist jetzt kein Nachruf, nur ein – nachrufen. Denn vor der Bundestagswahl wird er 70, und er kommt danach nur nicht wieder aus dem Saarland in den Bundestag zurück, obwohl weidlich darüber spekuliert worden war. Das bietet Anlass zur Rück- und Vorausschau. Immerhin gehört er zu den Großen und den Dinos der Politik.

Also erst einmal das: Es wird nun keine Neuauflage des Duos mit Gregor Gysi an der Spitze einer Linksfraktion geben (die beiden haben ja inzwischen so eine Art modus vivendi gefunden, der das doch wieder einigermaßen möglich erscheinen ließ). Sprich: Kein Lafontaine wird im Berliner Parlament ätzen und mit beißender Ironie darauf verweisen, dass er Mal um Mal recht gehabt habe, seinerzeit, damals, und wenn sie alle auf ihn gehört hätten...

Bloß sollten sich seine Gegner nicht zu sicher fühlen. Im Bundestag wird es ihn nicht geben – in den Talkshows dieser Republik aber, da wird er weiter zu hören sein. Und Wahlkampf machen für die Partei, die es ohne ihn gar nicht (mehr) gäbe. Lafontaine hat maßgeblich mitgeholfen, WASG und PDS zur Linken zu machen, hat im Westen immer das eine oder andere Prozent ausgemacht. Im Westen. Und im Osten? Hat er auch viele angezogen, tut es noch, nicht weil er so sympathisch wäre, sondern weil seine politische und rhetorische Kraft etliche beeindruckt, ja auch fasziniert. Er ist ein Frontalpolitiker und ein Frontalredner. Er kann kämpfen, ist bei Auseinandersetzungen in der Sache ganz und gar nicht zimperlich, im Gegenteil, da sucht er die Konfrontation geradezu, will den Kampf austragen und gewinnen. Eine gewisse Lust daran steht ihm ins Gesicht geschrieben. Beim Persönlichen ist es so: Fühlt er sich hintergangen, kann er zum Eiferer werden.

Lafontaine hat die SPD seinerzeit, damals, 1998, wieder groß gemacht, Gerhard Schröder und seine Leute haben ihn kleingemacht – so sieht er das. Bis heute. Aber heute braucht Lafontaine die SPD nicht mehr kleinzumachen, das macht sie schon selber. Und auch deshalb muss er nicht in den Bundestag zurückkehren: Die Linke steht stabil, sie bekommt im Bund in Umfragen sieben bis acht Prozent. Sahra Wagenknecht, die er – unabhängig von allem anderen – fördert, macht ihren Weg durch die Institutionen, sie wächst, kann längst genauso wie er über die Soziale Marktwirtschaft und internationalen Finanzkapitalismus referieren und dozieren. Kurzum, wenn Lafontaine auch nicht in Person im Bundestag ist, anwesend ist sein Geist.

Vielleicht macht es ihn jetzt aber auch frei, den Freigeist, Neues zu denken. Er ist ja wirklich ein Homo Politicus, einer, der Politik lebt, der sich interessiert. Und wahr ist doch, bei allem Polarisierenden, dass er früher als andere Richtungweisendes gedacht und gesagt hat, ob finanzpolitisch, sicherheitspolitisch oder gesellschaftspolitisch. Heute sagt vieles davon auch die CDU. Er war nie nur Linker, nie Betonkopf. Wer war denn seinerzeit für die 35-Stunden-Woche ohne vollen Lohnausgleich?

Aber Oskar Lafontaine ist ja nicht weg. Er bleibt. Und wie er ist.

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