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Lehman-Pleite II: USA: Der Schock war zu sanft

Bei seiner Rede an der Wall Street blieb dem US-Präsidenten nur der Appell an Verantwortungsgefühl und Moral der Banker

Das ist die bedauerliche Kehrseite der geglückten Rettung: Am Jahrestag der Lehman-Pleite ist den USA das Gefühl für die Dringlichkeit einer einschneidenden Reform der Bankenaufsicht abhanden gekommen. Vor der Wall-Street-Elite konnte Barack Obama vermelden, die Regierung habe durch energisches Handeln und gigantische Hilfspakete den Kollaps des Finanzsystems, den im Winter so viele befürchtet hatten, verhindert. Genau deshalb ist aber auch der öffentliche Rückhalt für schärfere Regeln gesunken. Die US-Banken haben die Staatshilfen längst zurückgezahlt und machen wieder Milliardengewinne. Nebenbei hat der amerikanische Staat an den Zinsen hübsch verdient. Die Rückstellungen im Budget für weitere Stabilisierungspakete im Falle eines Rückschlags werden allmählich aufgelöst. So blieb dem Präsidenten nur der Appell an Verantwortungsgefühl und Moral der Banker. Vom G-20-Gipfel in Pittsburgh in zehn Tagen wird man da wohl nicht viel mehr erwarten dürfen als einige wenige Auflagen: etwa, dass die Banker ihre Boni nicht für kurzfristigen Erfolg bekommen, sondern verteilt über mehrere Jahre, sofern ihre Gewinne sich als nachhaltig erweisen. So wird die Finanzkrise zum nächsten Beispiel für die Folgenlosigkeit einer unerhörten Begebenheit. cvm

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