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Lesermeinung: Braucht das Brandenburger Tor (keine) Flügel?

Umpassender Gebäuderiegel Eines schönen Tages schlägt man, nichts Böses ahnend, die Zeitung auf und bekommt als vollendete Tatsache ein Projekt zur Verunstaltung eines wunderbaren, intakten Innenstadtplatzes vor die Nase geknallt. Wer ist den bloß auf diese unmögliche Idee gekommen?

Umpassender Gebäuderiegel Eines schönen Tages schlägt man, nichts Böses ahnend, die Zeitung auf und bekommt als vollendete Tatsache ein Projekt zur Verunstaltung eines wunderbaren, intakten Innenstadtplatzes vor die Nase geknallt. Wer ist den bloß auf diese unmögliche Idee gekommen? Noch nie hat man irgendwo gehört oder gelesen, dass es mit diesem Platz irgendein städtebauliches oder optisches Problem gegeben hätte. Wozu benötigt dieser unzerstörte Platz einen hier vollkommen unpassenden modernen Gebäuderiegel, der die Sichtachse vom Ende der Brandenburger Straße auf die Gebäude des Luisenplatzes verstellt? Das einzige was Touristen auf diesem Platz zu suchen scheinen, sind Cafés und Restaurants, die wieder in die leeren Ladenlokale einziehen könnten. Die Sache erinnert auf fatale Weise an den grauenhaften und vollkommen unnötigen Betonriegel, mit dem man in den 90-er Jahren in Berlin den großartigen Blick auf das Neue Museum verstellen wollte. Es bleibt nur zu hoffen, dass hier nicht alles „nach Plan läuft“ und die Stadtverordnetenversammlung die Sache ohne öffentliche Debatte einfach absegnet. Bei einem für das Stadtbild so gravierenden – und städtebaulich katastrophalen – Vorhaben sollten die Bewohner wohl ein Wörtchen mitzureden haben. Wolfgang Rackebrandt, Potsdam Sicher wird es Nörgler geben Nein, ich habe mich vergewissert, ich halte die PNN in der Hand. Allein: Der Ton des Schreibers erinnerte an die Hofberichterstattung vergangener Tage, sowohl in „Brandenburger Tor bekommt Flügel“, vor allem aber in „Na endlich“ - das eine sollte wohl objektiver Bericht, das andere ein Kommentar sein - der Unterschied war für mich nicht auszumachen. Seit Jahr und Tag, so liest man es heraus, versuchen die Potsdamer ihre peinlich berührten Gäste am Brandenburger Tor schnell vorbeizuführen Doch nun naht Rettung: Die tapfere Baubeigeordnete hat im Schulterschluss mit dem Berliner Architekten und dem Investor beschlossen, die unerträgliche Situation für Einwohner und Besucher zu beenden und ein einzigartiges, nur so ähnlich bekanntes, Gebilde aufstellen zu lassen. So weit, so toll. Doch Obacht: Sicher wird es Nörgler geben, die von der Brisanz des Themas noch nie etwas gehört haben, die also keinerlei Handlungsbedarf erkennen, die womöglich ganz simpel in dem Leerstand der umliegenden Gebäude nicht die Ursache sehen, dass dort keiner gerne verweilen will, die eher das Verschwinden der alten Bäume bedauern, die den geplanten Neubau nicht nur unnötig, sondern sogar furchtbar finden – die also schlicht eine andere Wahrnehmung haben. André Werner, Potsdam

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