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Lesermeinung: Grobe Art

Zu: „’Urberliner - schon immer Minderheit’ - Stadtsoziologe Kapphan über Dialekte, Rassismen – und Butterhörnchen“, 3.1.

Zu: „’Urberliner - schon immer Minderheit’ - Stadtsoziologe Kapphan über Dialekte, Rassismen – und Butterhörnchen“, 3.1.

Vielen Dank für den Beitrag über die Berliner, die so ihre Probleme mit den Süddeutschen haben. Als leidgeplagter Badener, der zwischenzeitlich schon in Erwägung zog, wegen chronischer Übellaunigkeit der Berliner aus der Stadt zu ziehen, kann ich Ihnen nur zustimmen. Wir haben uns im Freundeskreis schon oft gefragt, was speziell die Ursachen der groben Art des Berliners sind (es gibt natürlich auch viele nette). Das konnten wir uns nur mit der Historie Berlins erklären. Als klassische Einwanderungsstadt ziehen hier seit Jahrhunderten Menschen hin, die entweder vertrieben wurden, in der Heimat gescheitert sind, aus wirtschaftlichen Gründen (Osteuropa,Türkei) oder auch, um hier „die große Freiheit“ zu erleben. Also viel Leid, viele Träume und wenig Verwurzeltes. Jede Generation, die hier mehr als 20 Jahre lebt, beschwert sich über die nachkommenden Einwanderer und fühlt sich irgendwie belästigt. Das gibt es beispielsweise auch bei Türken, die sich massiv gegenüber den nachfolgenden Einwanderungen aus Osteuropa abgrenzen. Berlin lebt von seinen „Ausländern“ und nicht durch die Berliner. Traurig, aber wahr. Wären hier nur Berliner, gäbe es keine Vielfalt in der Küche, sondern nur Hausmannskost. Berlin ist attraktiv bei Touristen wegen der Vielfalt und der Preise, die diese Stadt bietet, sicherlich nicht wegen des ständigen „Raunzens“ der Berliner. Das wird wohl von Touristen eher noch lustig wahrgenommen, da sie nicht lange bleiben. Was der Stadt Berlin in der Öffentlichkeitsdarstellung gut bekäme, wäre wohl etwas Selbstkritik und Offenheit für die befruchtenden Einflüsse, die schon immer von außen kamen. Da war der „Alte Fritz“ doch irgendwie clever und hat sich die Fremden eingeladen. Damals war ja viel Platz und Bedarf an Arbeitern. Und als König konnte man es sich leisten zu entscheiden, was gut für Berlin und Potsdam ist. Trotzdem ist Berlin für mich attraktiv,denn in keiner deutschen Stadt kann man so individuell leben wie hier und wird in der Regel auch toleriert, auch vom „Berliner“.

Wolfgang Kuhlmann, Berlin

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