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Lesermeinung: Puccini fürs Volk

Wer verschenkt denn heutzutage noch etwas? Im 2.

Wer verschenkt denn heutzutage noch etwas? Im 2. Februar öffnet die Staatsoper in Berlin ihre Pforten für Jedermann!? „Sei hier Gast, wenn du unter 30 bist und sieben Euro hast.“ Die Aktion findet zum zweiten Mal statt und lebt von seinen Mäzenen. Da weder die Stadt Berlin noch das Opernhaus selbst, aus dem Vollen schöpfen können, wurde zu Jahresbeginn eine Benefizgala angestrengt. Man lud in die Generalprobe zu Turandot. Ein Erlös von 50 000 Euro soll in 5000 Karten den Weg zur Jugend finden. Wenn sich dabei mal niemand verläuft. Wir erinnern uns: Schüler scheitern an der PISA-Studie und Studenten ziehen die Straße der Universität vor. Bei ihnen versucht man nun den Kunstsinn zu (er)wecken. Ein Repertoire aus Schwanensee, Ariadne auf Naxos, Der ferne Klang, Die Meistersinger von Nürnberg, La Boheme, Der Barbier von Sevilla sollen die Flamme entfachen. Wem allerdings ein heiterer Familienabend oder ein Treffen mit Freunden vorschwebt, muss schon mehr investieren. Ausschließlich der Inhaber eines Lichtbildausweises (geb. ab 1974) kann ein Ticket zu 7 Euro erwerben, für max. zwei verschiedene Vorstellungen und wird in den vier besten Sitzgruppen platziert. Jede weitere Person, jenseits der 30, begleitet zum Vollzahler-Tarif in dieser Kategorie. Für 1 Million Singles in Berlin heißt es wieder: „Lieber mit sich allein, als in schlechter Gesellschaft.“ Liebes Staatsoper-Stammpublikum, zeigen Sie weltoffene Toleranz, wenn neben ihnen Paradiesvögel der Universitäten Plakate ausbreiten, um für ein besseres Bildungssystem zu werben und entdecken sie das Lebensgefühl der neuen Generation. Vorhang auf! Marleen Mertin, Potsdam

Marleen Mertin

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