zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Soll der Park sein Leben verlieren?

Die Babelsberger wurden nicht befragt!Kürzlich wurde ich im Park Babelsberg von Ordnungshütern „aufgegriffen“.

Die Babelsberger wurden nicht befragt!

Kürzlich wurde ich im Park Babelsberg von Ordnungshütern „aufgegriffen“. Ich bin nicht bereit, das Bußgeld zu zahlen. Bei der Straftat handelt es sich um Fahrradfahren auf einem der breiten Sandwege am Rande des Parkes. Ich lebe seit über zehn Jahren am Babelsberger Park und ich wähle bewusst das Wort „lebe“, denn Leben bedeutet für mich in erster Linie Veränderung und Bewegung. Ich lebe im und mit dem Park, deshalb habe ich mir auch meine Wohnstatt in seiner Nähe gewählt. Dieser Park bedeutet für mich eine Lebensoase, Kommunikation und Lernen und Entspannung. Das soll jetzt alles nicht mehr stattfinden dürfen, der Park soll sein Leben verlieren. Das ist nicht meine Auffassung von Demokratie. Ich habe die lebensfeindlichen Regeln für den Park nicht gewählt und werde jetzt mit Bußgeldern gezwungen, sie einzuhalten. Die Babelsberger wurden nicht dazu befragt!

Ich bin auch stolz darauf, kein Auto zu besitzen. In meiner Stadt erledige ich jeden Weg mit dem Fahrrad. Dafür werde ich jetzt bestraft. Ich finde das sehr merkwürdig und nicht nachvollziehbar. Mir begegnen im Park wöchentlich mehrmals schwere Traktoren oder andere forstwirtschaftliche Fahrzeuge, die die Wege zerstören – man sieht tiefe Reifenspuren, die ein Regen in Schlammgruben verwandelt.

Gern wäre ich bereit einen jährlichen Obolus zu spenden für die Erhaltung unserer Parks und Gärten, wenn ich wüsste, dass ich mich auch darin bewegen und leben darf.

Ursula Richter, Potsdam

Offener Brief (in Auszügen) an Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Sehr geehrter Herr Dorgerloh, die Parkordnung sorgt zunehmend für Verwirrung, Ärger und stößt auf wenig Akzeptanz. Es gibt einige Bürger, die auf zivilen Ungehorsam setzen und ganz wenige suchen offen die Konfrontation: Abgerissene Schilder, zerstörte Pflanzen und besprühte Wände sind kein schöner Anblick. Für mich ist der Park Naturparadies, Leseoase, Rückzugsraum und Ort der Erholung. Mein Sohn hat hier das Laufen und Radfahren gelernt und nach Osternestern gesucht. Er weiß, wie der Frühling im Park duftet und wo man sich am besten verstecken kann. Ich möchte, dass das so bleibt und werde nichts dergleichen verbieten. Ich verstehe Ihre Intention, aber nicht, dass man Menschen kriminalisiert. Wiesen sind natürliche Lebensräume, die man den Bürgern nicht vorenthalten darf. Mir ist nicht bekannt, dass eine Wiese nachhaltigen Schaden genommen hat, weil Menschen darüber gegangen oder sich darauf ausgeruht haben. Kann man einen städtischen Park, weil er Bestandteil des Weltkulturerbes ist, per se zu einem Museum erklären? Ich hoffe nicht.

In Bezug auf das Rad-Fahrverbot scheint mir die jetzige Regelung noch verwirrender. Ich verstehe nicht, wie man auf die Idee kommt, einen Radweg auszuweisen, der mitten auf der Strecke abbricht. Vor dem kleinen Schlösschen markiert ein Schild das Ende des Radweges und fordert dazu auf, das Rad zu schieben. Neulich fuhr ich vom Teltowkanal kommend mit dem Rad in Richtung Maschinenhaus – also auf verbotenen Wegen(mea culpa), ich hatte es eilig. Am Maschinenhaus standen Ordnungshüter, die mich sofort auf das Fahrverbot hinwiesen. Ich nickte verständnisvoll, fuhr aber wegen der Eile weiter. Darauf hin wurde ich in einem sehr rüden Ton von diesen Mitarbeitern angeblafft. Ich fuhr weiter, bis mir ein Auto mit Sondergenehmigung entgegen brauste – auf dem Uferweg, der für Radfahrer tabu sein sollte.

Nachdem ich die unterschiedlichen Tiefen der Fahrspuren zwischen einem PKW und einem Fahrrad verglichen hatte, wurde mir klar, dass es gar nicht um die angebliche Zerstörung der Wege gehen kann. Ich kann da keine Verhältnismäßigkeit erkennen.

Ich hoffe, dass man noch in diesem Jahr zu einer Einigung kommt und eine einvernehmliche Lösung gefunden wird. Der gesunde Menschenverstand verbietet mir, die derzeitigen Regelungen anzuerkennen und zu akzeptieren.

Holger Grimm, Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false