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Meinung: Lieber Flaggen als Parolen

„Kleine Patrioten“ vom 19. Juni 2006 Da zwängen sich nun Unmengen 6- bis 13-Jährige in Fußballtrikots ihrer Stars aus unterschiedlichen Ländern.

„Kleine Patrioten“ vom 19. Juni 2006

Da zwängen sich nun Unmengen 6- bis 13-Jährige in Fußballtrikots ihrer Stars aus unterschiedlichen Ländern. Klar, dass es in Deutschland sicherlich einen „Überhang“ an deutschen Trikots geben wird. Aber letztendlich steht ja nicht „Münte 4-„ oder „Merkel 5+“ (nicht bezogen auf vergleichbare schulische Leistungen der jeweiligen Trikotträger) drauf, sondern Ballack oder Ronaldinho etc. und das ist vordergründig der Star – das Idol! Keines der Kinder wird mit dem Tragen eines solchen Trikots eine religiöse oder politische Willensäußerung verbinden – sondern ein sportlich vorbildliche. Genauso wenig sind schöne Fußballalben die Vorstufe zu Parteibüchern! Das sollten die Verantwortlichen erkennen und erste mutige „Bekenntnisse“ junger Menschen respektieren. Wenn ein Politiker in seiner Freizeit Hawaiihemden trägt, kommt auch keiner auf die Idee, ihm zu unterstellen, er könne surfen !

Max Schlotzhauer, Berlin-Schöneberg

Die Fragestellung „Dürfen Kinder in der Schule Flagge zeigen“ hat mich erstaunt. Ich fürchte, dass die Deutschen wohl die einzigen sind, die zu dieser Frage überhaupt fähig sind. Indessen wirft die Fragestellung , aber auch Ihre Beantwortung der Frage ein bezeichnendes Licht auf die Art des noch sehr verbreiteten Nationalgefühls der Deutschen in Deutschland: duckmäuserhaft verschroben. Jahrelang hat man es für richtig gehalten, den Deutschen ein Nationalgefühl nur mit der zugleich erhobenen Keule der zwölf Jahre zwischen 1933 und 1945 und einer Portion Asche zu erlauben, die sich der deutsche Michel bitte auf sein Haupt zu streuen hatte, wenn er sich nicht nur als „Weltbürger“, sondern als Deutscher zu fühlen anschickte. Vielen Dank schulden den Protagonisten dieser Art Nationalgefühl auch die Opfer der jüngsten Übergriffe auf „anders“ Aussehende. Das Fach Geschichte kann ja heute sehr früh abgewählt werden, deshalb Ihnen zur Auffrischung: Es hat noch ein paar andere geschichtliche Fakten seit Ludwig dem Deutschen gegeben, außer dem psychopathischen Postkartenmaler aus Wien.

Wenn ich in den vergangenen Tagen Menschen aller möglichen Nationen in Berlin freudig und stolz ihre Nationalfarben zur Schau stellen sah, darunter auch Deutsche, so ist mir das hundert Mal lieber als in der S-Bahn oder auf den öffentlichen Straßen und Plätzen dumpfe Parolen von kahlköpfigen, bezopften oder sonst ideologisch extrovertierten Ignoranten – gleich welcher Provenienz – anhören zu müssen. Wenn es der Fußball ist, der die Deutschen zu einem natürlichen Patriotismus zurückführt, und damit den Schreihälsen den Wirkungsbereich nimmt, umso besser.

Kinder keine Bundesflaggen tragen zu lassen, weil sie sich damit verletzen könnten, wie ein Schulleiter zitiert wird, mag zur Gefahrenabwehr und aus haftungsrechtlichen Gründen überlegenswert sein. Es hängt wohl von der Größe der Flagge einerseits und des Kindes andererseits ab, wie man entscheidet. Aber die Nationalfarben auf einem Hemd oder wie häufig zu sehen auf einer oder beiden Wangen werden zukünftig wohl hoffentlich nicht ernsthaft auf ihre Berechtigung bzw. die Berechtigung einer Gesinnung dahinter überprüft werden sollen! Vielleicht wird sich die Schulverwaltung, soweit sie sich zuständig ansieht, zur Toleranz auch gegenüber den eigenen Nationalfarben durchringen und diese Toleranz auch öffentlich werden lassen, wer weiß.

Dr. Markus Wessel,

Berlin-Charlottenburg

Ich bin kein großer Fußball-Anhänger, aber die tolle Stimmung in Berlin reißt mich und alle meine Bekannten und Freunde mit. Berlin hat in diesen Tagen einen ganz besonderen Charme, auch abseits der Fanmeilen. Straßenmusiker in Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Es weht ein mediterraner Wind, was will das Herz mehr. Hinzu kommt die friedvolle, wunderbare Ausstellung der United Buddy Bears auf dem Bebelplatz. Und hier können wir alle nur dem Berliner Senat danken, dass sich Senator Flierl nicht durchsetzen konnte.

Es wäre wünschenswert, wenn diese positive Aufbruchstimmung in der Hauptstadt noch lange anhält. Berlin ist aus einer lang anhaltenden, depressiven Phase endlich erwacht. Weiter so. Die vielen Touristen werden es uns danken.

Richard Nürnberger, Falkensee

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