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Meinung: Nahost: Das falsche Bild von Scharon

Ein Krieger, der Frieden schaffen soll - das ist Ariel Scharon. Ein Jahr ist er nun knapp im Amt als israelischer Premierminister, und immer noch fallen die Urteile über ihn sehr schnell sehr negativ aus: Er handle ohne Strategie, nur mit Härte, seine Politik fuße auf Demütigung und Provokation der Palästinenser.

Ein Krieger, der Frieden schaffen soll - das ist Ariel Scharon. Ein Jahr ist er nun knapp im Amt als israelischer Premierminister, und immer noch fallen die Urteile über ihn sehr schnell sehr negativ aus: Er handle ohne Strategie, nur mit Härte, seine Politik fuße auf Demütigung und Provokation der Palästinenser. Scharon, der Kriegstreiber.

Allem Anschein zum Trotz macht Scharon aber eine Politik, die vielleicht erfolgreicher sein wird als die seines Vorgängers. Das ist sein Angebot: Frieden und ein Palästinenserstaat im Gegenzug für ein sicheres Israel. Und niemand wird behaupten, dass Palästinenserpräsident Jassir Arafat ein besseres bekommen könnte. Nachdem er dem Sozialdemokraten Ehud Barak in Camp David nicht entgegengekommen ist, hat er nun noch einmal diese Chance.

Scharon hat in einem Interview mit der "Zeit" seine Kriterien für Frieden und Verhandlungen über den Palästinenserstaat benannt. Erstens: Die Terroristen, die sein Land bedrohen, müssen von Arafat verhaftet werden. Zweitens: Alle Terrorgruppen, nicht nur Hamas und Dschihad, entmachten. Drittens: Sie müssen ihre Waffen abgeben. Viertens: Vorbeugung von Anschlägen. Fünftens: keine Aufwiegelung zur Gewalt.

Wie sieht nun die Realität aus? Keine der Arafat übergebenen Listen hat dazu geführt, dass jene, die Israel als Terroristen oder Mörder identifiziert hat, im Gefängnis landeten. Arafat versprach Vorbeugung, aber der Anschlag auf einen Bus Mitte Dezember war angekündigt - und nichts hielt ihn auf. Seit dem 16. Dezember, als Arafat zum Ende des Terrors aufrief, hat es fast 50 Attentate gegeben.

Die Straßenblockaden um Bethlehem und Jericho sind weggeräumt, ein Teil der Soldaten zieht sich aus dem Westjordanland zurück. Und der palästinensische Minister für internationale Zusammenarbeit bestätigt Berichte über den Plan zur Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen. Das heißt immerhin: Es wird weiter über den Weg zum Frieden beraten, wenn auch ohne Arafat. Nur besteht Scharon vor einem Abkommen, das den Palästinenserstaat zum Ziel hat, auf den völligen Terrorstopp, mindestens erkennbare Anstrengungen dazu. Scharon, der Kriegstreiber?

Der Krieg hat ihn geprägt. Richtig ist aber auch, dass keiner die Schrecken des Krieges so kennt wie er. Als General schlug er den am wenigsten erwarteten Kurs ein. Stets zog er die Psyche des Gegners ins Kalkül, setzte nicht nur auf brutale Kraft. Der Politiker verhält sich ähnlich. Er ist, zum Beispiel, nicht einmarschiert, als es alle erwarteten, sondern hat das Orienthaus besetzt. Ein symbolisch kriegerischer Akt.

Nun hält Scharon Arafat in Ramallah fest, ließ ihn nicht zum Weihnachtsgottesdienst nach Bethlehem. Der Arrest soll gelten, bis Arafat die Mörder von Tourismusminister Rehavam Seevi zur Rechenschaft zieht. So falsch die Maßregelung ist, zeigt sie doch eines: Scharons Konsequenz. Er macht, was er sagt.

Ariel Scharon sagt, er sei bereit, sehr weit für den Frieden zu gehen. Er sagt, er wolle keinen Krieg, sondern ein Abkommen, das beiden Seiten gerecht wird. Was, in Gottes Namen, lässt uns an seinem Wort mehr zweifeln als an dem Jassir Arafats? Scharons Gegner sollten vielmehr eines tun: Ihn beim Wort nehmen.

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