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Meinung: Nüchtern betrachtet

Intrigen, Machtkämpfe und Eitelkeiten stecken hinter den Dramen um Opel, Porsche und VW. Kaum einer fragt sich noch, was das Beste wäre für die deutsche Automobilbranche

Wenn ein Drama in Serie geht, bleiben die echten Fans bis zur letzten Folge dabei. In der deutschen Autoindustrie wird es gerade noch einmal richtig spannend. Nach Monaten der Intrigen, Machtkämpfe und Eitelkeiten steuern die Spektakel um VW/Porsche und Opel auf vermeintliche Höhepunkte zu. Die Akteure werfen sich ins Zeug. Sie alle ahnen, dass das Publikum langsam müde wird. Selbst die Fans wollen sich nicht mehr an der Nase herumführen lassen. Gibt es ein Happy End?

In den diffusen Einzelfällen jeweils die Guten zu identifizieren, fällt nicht leicht. Aber es lohnt sich, hinter den Machtspielen nach der industriellen Logik, nach den besten Ideen und praktikabelsten Zukunftskonzepten zu suchen.

Für den Fall VW/Porsche heißt das: Natürlich wäre es sinnvoller, wenn Volkswagen Porsche übernähme, nicht umgekehrt. Als zehnte Marke des größten europäischen Autoherstellers könnte der Sportwagenbauer aus Stuttgart eigenständig bleiben (wie Audi) und würde nichts von seinem Glanz und seiner Profitabilität verlieren. Porsche-Kunden könnten sich weiter als etwas Besonderes fühlen – und müssten dafür auch künftig extra viel Geld bezahlen. Der Austausch von Teilen, Plattformen und Ingenieurleistungen, den die Hersteller mit Erfolg praktizieren, würde unter einem Dach noch effizienter. Vor allem aber würde im neuen VW-Konzern endlich Ruhe herrschen zwischen den Eigentümern. Denn die komplizierten Porsche- und Piëch-Familien hätten die in die Automobilgeschichte zurückreichenden Linien des Clans in einem Unternehmen zusammengeführt. In Kauf nehmen müssten alle, dass der komplizierteste von ihnen, Ferdinand Piëch, seinen Willen bekäme. Und dass Wendelin Wiedeking der große Verlierer wäre, weil er zu viel wollte und sich (assistiert von seinem Finanzvorstand) verspekulierte. Trösten könnte er sich mit der Großtat, Porsche aus der Krise geholt und zum Erfolgsmodell der Branche gemacht zu haben. Allein Wiedekings Protzerei wäre Vergangenheit. Ein Verlust wäre das nicht.

Im Fall Opel liegt ein Happy End nicht so nah. Erst in ein paar Jahren wird sich zeigen, ob die Traditionsmarke in den Händen neuer Eigentümer überlebt. Das überzeugendste Wiederbelebungsprogramm bieten Magna und seine russischen Partner, weil sie Auto- Know-how und (staatlich garantiertes) Kapital zur Verfügung stellen. Und einen Markt, der, unter den gegebenen Unsicherheiten, Wachstumschancen verspricht. Fiat hingegen träumt von einer neuen Welt AG (Fiat-Chrysler- Opel). Die chinesische BAIC vom preiswerten Technologietransfer. Und RHJ vom lukrativen Verkauf des Opel- Portfolios in ein paar Jahren (womöglich zurück an GM).

Gewiss, auch Magna kann keine Garantie geben. Aber wer könnte das schon? Mit der Garantie, dass wir, anders als bei VW/Porsche, Steuergeld in die Waagschale werfen, sollte das Opel-Drama möglichst bald in ein Opel-Geschäftsmodell umgewandelt werden. Bei VW und Porsche tragen den möglichen Schaden die Eigentümer.

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