zum Hauptinhalt

Obama in Afghanistan, Irak, Europa: Weltreisender Wahlkämpfer

Die Orte, die Barack Obama besucht, sind nur Kulisse, um die Amerikaner zu überzeugen, dass er die Qualifikation hat, ihr Oberbefehlshaber zu werden - und Amerikas Ruf, den der amtierende Präsident Bush arg ramponiert hat, aufzubessern.

Noch darf sein Sprecher ungestraft lügen. Noch ist Barack Obama nicht Präsident. „Dies ist keine Wahlkampfreise“, versicherte sein Kommunikationsdirektor Robert Gibbs treuherzig, kurz bevor der Kandidat nach Kuwait und Afghanistan abhob. Die anwesenden US-Journalisten nahmen es mit einem ironischen Grinsen hin. Natürlich ist diese beispiellose zehntägige Weltreise eines Kandidaten nur Wahlkampf für die Bürger daheim. Deshalb nimmt Obama ja auch keine ausländischen Journalisten mit. Die Orte, die Obama besucht, sind nur Kulisse, um die Amerikaner zu überzeugen: Dieser Mann hat die Qualifikation, ihr Oberbefehlshaber zu werden und Amerikas Ruf, den der amtierende Präsident Bush arg ramponiert hat, aufzubessern. Er musste handeln, sein republikanischer Gegner John McCain genießt bei Amerikanern höheres Vertrauen in der Außen- und Sicherheitspolitik.

So besucht Obama US-Truppen in Kuwait und Afghanistan, womöglich auch im Irak. Aus Sicherheitsgründen wird das nicht vorab bekanntgegeben. Bei aller inhaltlichen Opposition zu Bush möchte Obama ähnliche Bilder von sich produzieren, die die Nation vom Amtsinhaber kennt: der Möchtegern-Präsident als mitfühlender Oberkommandierender in spe inmitten der Soldaten, mit US-Flagge im Hintergrund. In Israel, Jordanien, den Palästinensergebieten, in Berlin, Paris und London wird Obama mit den Regierungschefs wichtiger Verbündeter vor die Kameras treten. Interviews sind, soweit bisher bekannt, auch da wieder nur für US-Medien geplant, voran für die Moderatoren der großen Fernsehsender. Jeden Tag hat ein anderer die Ehre.

Glück hat Obama auch noch. An dem Tag, an dem er in die Kriegsgebiete aufbrach, musste Bush seine Irakpolitik im Kern korrigieren: Er ist nun zu einem Zeitplan für die Reduzierung der US-Truppen bereit. Die Regierung in Bagdad ließ ihm keine Wahl. Sie fordert diese Klarheit – genau wie Obama. cvm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false