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Nockherberg: Ohne Spaß

Wer Guido Westerwelle kritisieren will, der kann das; wer ihn zusätzlich karikieren will, der darf das. Bloß muss man’s können.

Die Leugnung des Holocaust steht in Deutschland unter Strafe, dessen Verballhornung nicht. Es soll dann Satire sein, wenn der FDP-Chef auf dem Nockherberg in München so „derbleckt“ wird: „Alle Hartz-IV-Empfänger versammelt er in den leeren, verblühten Landschaften zwischen Usedom und dem Riesengebirge, drum rum ein großer Zaun.“ Und über dem Eingang, „bewacht von jungliberalen Ichlingen im Gelbhemd, steht in eisernen Lettern: Leistung muss sich wieder lohnen“. Wer da nicht an Auschwitz denkt … hat den sogenannten Witz nicht verstanden. Oder doch. Für die Sozialministerin in Bayern zum Beispiel hört hier der Spaß auf. Sie will die Veranstaltung nicht mehr besuchen, bis sich das Niveau hebt. Auch der Zentralrat der Juden protestiert. Richtig! Es ist viel erlaubt, ja, aber es muss sich auch nicht jeder alles unwidersprochen erlauben dürfen. Wenn jede Herabwürdigung erlaubt sein soll, nach dem Motto: Ist doch nur Spaß; wenn sich darum kein Politiker aus Gründen der Selbstachtung dagegen wehrt – dann muss sich keiner wundern, dass Politik in der Achtung immer weiter sinkt. Wer Guido Westerwelle kritisieren will, der kann das; wer ihn zusätzlich karikieren will, der darf das. Bloß muss man’s können. Kunst kommt von können. Beleidigung ist keine Kunst.cas

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