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Pflüger und die CDU: Später Mut

Ist Friedbert Pflüger der richtige Mann für die CDU in dieser Stadt? Die Frage stand am Anfang seiner Berliner Zeit, die vor zwei Jahren begann, und sie steht noch heute genauso. Die Berliner CDU ist nicht wirklich vorangekommen seitdem, auch wenn Pflüger den einen oder anderen guten Punkt setzen konnte und ihm grobe Fehler kaum vorzuwerfen sind.

Bisher war Friedbert Pflüger so eine Art Andy Möller der Berliner CDU. Bei allem Bemühen um ein bestimmtes Profil blieb beim Fraktionsvorsitzenden Pflüger stets der Eindruck einer gewissen Orientierungslosigkeit hängen. Die zeigte auch der frühere Fußball-Nationalspieler bisweilen, etwa bei seiner legendären Antwort auf die Frage, wohin ihn seine Karriere noch führen werde: „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“. Das sah ihm ähnlich.

Möller galt auch als etwas weinerlich. Oft beklagte er sich bitter über vermeintlich ungerechte Benotungen und angeblich versteckte Fouls, selbst wenn es diese tatsächlich gar nicht gegeben hatte. Das brachte ihm den Ruf des „Schwalbenkönigs“ ein, den er wiederum konterte mit der Erklärung, es habe sich um eine „Schutzschwalbe“ gehandelt. Auch Pflüger kann sich mit schmerzgezeichnetem Gesicht schon über den von ihm vermuteten Versuch eines politischen oder publizistischen Fouls beklagen. Mit Möller verknüpft ist auch eine besondere Form des provokativen Stolzes über eine gelungene Finesse; unvergessen seine Torero-Pose nach dem Sieg im Halbfinale bei der Europameisterschaft 1996 gegen England.

Das kann, so ähnlich, Pflüger auch. Dessen Halbfinale steht allerdings noch aus. Aber einen Termin dafür gibt es jetzt: Im Frühjahr 2009 tritt Pflüger gegen Ingo Schmitt im Kampf um den Parteivorsitz an – endlich. Und vielleicht auch schon zu spät. Denn diesen Schritt hätte der Spitzenkandidat der vergangenen Abgeordnetenhauswahl längst tun müssen, auch wenn er hoch riskant ist. Eine Niederlage würde das politische Aus für Pflüger in Berlin bedeuten. Das wäre in mehrfacher Hinsicht bitter: für Pflüger, weil er sich seinerzeit kompromisslos ohne Ämterabsicherung für die Berliner Aufgabe entschieden hatte; und für die Berliner CDU, weil sie sich damit der lähmenden Postenpatronage der Schmitteinanders ergeben würde.

Ist Pflüger der richtige Mann für diese Partei in dieser Stadt? Die Frage stand am Anfang seiner Berliner Zeit, die vor zwei Jahren begann, und sie steht noch heute genauso. Die Berliner CDU ist nicht wirklich vorangekommen seitdem, auch wenn Pflüger den einen oder anderen guten Punkt setzen konnte und ihm grobe Fehler kaum vorzuwerfen sind. Außer eben dem einen: dass er, was die Partei und deren Machtstruktur betrifft, zu lange gezögert hat. Als zu weich gilt er vielen deshalb inzwischen, und als viel zu defensiv. Zur drastischen Kritik des Pankower Kreisvorsitzenden Peter Kurth am inhaltsleeren Auftritt der Partei fiel Pflüger nur ein, dass er sich davon nicht angegriffen fühle; Kurth selbst musste erklären, dass Pflüger seine Analyse teile. Aber erst als in der Partei sich die Gespräche darüber mehrten, dass die konservativen Kräfte den als zu liberal und wirkungslos beschriebenen Pflüger als Fraktionsvorsitzenden zu stürzen versuchen, bevor dieser nach dem Parteivorsitz greift, begab er sich in die offene Konfrontation. Er zwingt die Partei zu einer Entscheidung – etwas Besseres kann der CDU nicht passieren.

Die Frage aller Fragen wäre allerdings auch bei einem Sieg Pflügers noch nicht geklärt. Ist er der Richtige, für die Partei, für die Stadt? Oder erhebt sich nach dem Machtkampf ein Dritter, der – wie etwa der Generalsekretär Frank Henkel – zwischen Schmitt und Pflüger steht und vielleicht sogar ein wenig darüber? Andy Möller jedenfalls hat damals in England das Finale verpasst: Er war wegen zweier gelber Karten gesperrt.

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