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PORTRÄT CRISTINA FERNANDEZ FIRST LADY ARGENTINIENS:: „Wir Frauen sind keine Idioten“

Als „la presidenta“ den holzgetäfelten Sitzungssaal im argentinischen Senat betritt, richten sich alle Blicke auf sie. Cristina Fernandez de Kirchner ist zweifelsohne sehenswert: lange, dunkle Haare, perfektes Make-up, ein hautenges, currygelbes Shirt, schwarze Plisseehose.

Als „la presidenta“ den holzgetäfelten Sitzungssaal im argentinischen Senat betritt, richten sich alle Blicke auf sie. Cristina Fernandez de Kirchner ist zweifelsohne sehenswert: lange, dunkle Haare, perfektes Make-up, ein hautenges, currygelbes Shirt, schwarze Plisseehose. „Die schönste Senatorin“ hat US-Präsident George W. Bush die elegante, schlanke 54-Jährige getauft. Schon bevor ihr Mann, Nestor Kirchner, zum Präsidenten Argentiniens gewählt wurde, waren die wirkungsvoll inszenierten Auftritte der Parlamentarierin ein gefundenes Fressen für die Presse. Jetzt will sie ihrem Mann im Amt nachfolgen – und die zweite Präsidentin in der Geschichte Argentiniens werden.

„Sie hat den femininen Touch, ohne den kein echter Peronist auskommt“, schreibt der Kommentator James Neilson. Er bezieht sich damit auf das Erbe des Parteigründers General Juan Domingo Peron und auf dessen Frau Eva Duarte alias „Evita“, die kraft Heirat von der mittellosen Schauspielerin zur mächtigsten Frau Argentiniens aufstieg. Wie Evita liebt es Cristina, bei Edeldesignern einzukaufen und für Frauenmagazine zu posieren, die ihr angeblich geliftetes Gesicht präsentieren. Wie Evita, durch deren Sozialprogramme Peron sich die Gefolgschaft der Unterschicht sicherte, sei Cristina die „Geheimwaffe“ ihres eher unscheinbaren Mannes – ein linkischer, immer mürrisch wirkender Abkömmling Schweizer Einwanderer.

Die beiden sind seit dem gemeinsamen Jurastudium ein Paar. Zudem teilten beide ein brenzliges politisches Engagement: Sie waren in der peronistischen Jugend aktiv, die damals von der Militärdiktatur (1976–1983) verboten wurde. Als ihnen die Schergen zu nahe rückten, flohen sie zusammen ins kalte Patagonien, der Heimat Kirchners. Dort machten sie ein Anwaltsbüro auf und starteten ihre politische Karriere. Einig sind sie sich nicht immer. „Wenn wir streiten, gewinnt der mit den besseren Argumenten“, sagt Cristina. So habe ihr Mann den Sohn, einer Familientradition folgend, auch Nestor nennen wollen. Das habe sie altmodisch gefunden. Der Spross heißt Maximo.

Als Wiedergeburt Evitas will Cristina nicht gelten. Lieber lässt sie sich mit Hillary Clinton ablichten, die wie sie Präsidentschaftsbewerberin ist. „First lady“ mag sie auch nicht genannt werden, lieber „primera ciudadana“ – erste Bürgerin. Auch weil das ein wenig nach französischer Revolution klingt und gut passt zur linksprogressiven Politik, die sie verkörpern will. Sandra Weiss

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