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PORTRÄT: „Dann wechsel ich eben meine Nationalität“

Conrad Black, Zeitungsmogul, wurde er in Chicago wegen Betrugs und Behinderung der Justiz verurteilt. Ihm drohen bis zu 35 Jahre Gefängnis.

Was für ein Absturz! Bis eben noch ganz oben im Olymp von Business und Politik: Privatjet, Anwesen in London, New York und Florida, 2,5-Millionen-Dollar-Ringe als Liebesbeweis für die Ehefrau, Einfluss auf die Medien der Welt. Und bald schon Insasse eines US-Gefängnisses, womöglich für den Rest des Lebens. Conrad Black liefert Stoff für ewige Menschheitsrätsel: Warum können selbst Steinreiche nie genug Geld kriegen? Stimmt die Charakterregel: einmal Betrüger, immer Betrüger? Ist blinde Arroganz eine untrennbare Begleiterin der Macht? Neugier und Schadenfreude werden ebenso bedient.

Der 62-Jährige war Herr über die Investmentgruppe Hollinger International, zeitweise drittgrößtes Medienimperium der Welt mit Zeitungen in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Israel, darunter die „Jerusalem Post“, der „Daily Telegraph“ und die „Chicago Sun-Times“. Nun wurde er in Chicago verurteilt wegen Betrugs und Behinderung der Justiz, ihm drohen bis zu 35 Jahre Gefängnis.

Verklagt hatten ihn Aktionärsschützer. Seit dem betrügerischen Bankrott des Energieriesen Enron und der Worldcom-Pleite reagiert Amerika sensibel auf Wirtschaftsverbrechen. „Weißkragen-Kriminalität“ sei seit der Depressionsära nicht so scharf verfolgt worden wie unter Bush, meint die „New York Times“. Den Großteil der Blätter hatte Black zwischen 1998 und 2001 verkauft, rechtzeitig vor der Zeitungskrise in den USA, für 2,5 Milliarden Dollar. Dafür durften die Anleger ihm dankbar sein. Doch durch arrogante Auftritte bei Aktionärsversammlungen zog er Zorn und Misstrauen auf sich. Jahrelange Untersuchungen ergaben, dass er sich zusätzliche Boni auszahlen ließ, unter fadenscheinigen Begründungen. Eine Sicherheitskamera filmte, wie er an einem Feiertag Unterlagen durch die Hintertür seines Büros abtransportierte. Die Schulanekdote, dass Black Prüfungsunterlagen klaute und an Mitschüler verkaufte, gilt nun nicht mehr als cleverer Jugendstreich, sondern als Einstieg in den Betrug.

Aufsehen erregte sein Verzicht auf den kanadischen Pass. Die Queen machte Black auf Tony Blairs Bitte zum Lord mit Sitz im Oberhaus. Kanadas Premier Chretien berief sich auf ein Gesetz, das die Annahme ausländischer Adelstitel verbietet. Black klagte, verlor und nahm den britischen Pass an. Was er nun bereut. Als Kanadier könnte er seine Strafe dort verbüßen und würde früher entlassen als in den USA oder Großbritannien. Christoph von Marschall

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