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PORTRÄT KLAUS REGLING RETTUNGSSCHIRM-CHEF:: „Nur, wenn es unumgänglich ist“

Klaus Regling ist ein ruhiger, besonnener Typ. Der Chef des Euro-Rettungsfonds EFSF werkelt hinter den Kulissen.

Klaus Regling ist ein ruhiger, besonnener Typ. Der Chef des Euro-Rettungsfonds EFSF werkelt hinter den Kulissen. Deshalb ist es dem gebürtigen Lübecker und Herrn über Garantien von 441 Milliarden Euro, die jetzt sogar auf mehr als eine Billion Euro gehebelt werden sollen, ganz recht, dass er mit dem Fonds am Stadtrand von Luxemburg residiert und nicht in Brüssel oder in Frankfurt. Seit Juni 2010 leitet er eine Behörde, die es seiner Ansicht nach gar nicht hätte geben dürfen und die nie hätte eingreifen dürfen. „Der Rettungsschirm soll kein sicherer Hafen sein, der einfach zu erreichen ist“, sagt er. „Der Zugriff soll nur dann erfolgen, wenn er unumgänglich ist.“ Der unscheinbar wirkende Brillenträger zählt zu den Architekten des Euro. Und er will ihn unter allen Umständen erhalten, auch wenn es nicht so gelaufen ist, wie er gedacht hatte. Auch er habe bestimmte Dinge unterschätzt, sagte er unlängst.

Seit mehr als einem Jahr hat Regling den Posten beim Rettungsfonds, der mit einem Jahresgehalt von 300 000 Euro zu den bestbezahlten in der EU gehört. Der 60-jährige Volkswirt, Sohn eines früheren SPD-Bundestagsabgeordneten, arbeitete für den Internationalen Währungsfonds (IWF), machte unter Finanzminister Waigel Karriere, wechselte kurz für einen Hedgefonds nach London, bevor er 2001 als Generaldirektor Finanzen zur EU-Kommission kam. 2008 folgte er einem Ruf als Professor nach Singapur. Als es um die Rettung des Euro ging, erinnerte man sich an Regling, der auch in Bankenkreisen einen hervorragenden Ruf genießt und weltweit – vor allem in Asien – vernetzt ist. Bei Staatsfonds, Pensionskassen, Zentralbanken, Versicherungen und Banken ist Regling ein gern gesehener und hochgeschätzter Gast.

Das kommt dem EFSF zugute. Drei Anleihen zur Finanzierung der Rettungsprogramme hat der Fonds aufgelegt, mit einem Volumen von 15 Milliarden Euro. Alle fanden reißenden Absatz, rund 40 Prozent gingen an Investoren in Asien, besonders aus Japan. Kein Wunder also, dass er gerade wieder nach Asien gereist ist, um dort auch für Investitionen in den gehebelten EFSF zu werben.

Für Regling ist der Euro ein Gewinn, vor allem für Deutschland. Er ist Optimist. Beim IWF hat er gesehen, dass viele Hilfsprogramme für angeschlagene Staaten gewirkt haben. Warum sollte das in Europa nicht auch so sein. Regling jedenfalls tut alles dafür, dass es gut ausgeht. Aber er hat sich schon einmal getäuscht. Rolf Obertreis

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