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© KEYSTONE

PORTRÄT: Leonhard Fischer: „Der Insignia ist ein tolles Auto“

Der Chef der US-Beteiligungsgesellschaft RHJ wurde einst als "Wunderkind" tituliert. Jetzt will er Opel übernehmen - gegen den Widerstand der Gewerkschaften und großer Teile der Politik.

Welcher Marke Leonhard Fischer privat vertraut, ist nicht bekannt. Ein Ex-Banker und Manager seiner Couleur dürfte allerdings weniger auf Autos mit dem Blitz setzen. Aber der 46-jährige Chef der US- Beteiligungsgesellschaft RHJ hat sich selbst überzeugt: Zu den Gesprächen über die Zukunft von Opel hat sich „Lenny“ Fischer entweder in einem weißen oder schwarzen Insignia chauffieren lassen. Es ist das hoch gelobte Top- Modell aus Rüsselsheim.

Fischer kämpft mit Gerd Häussler, seinem ehemaligen Vorstandskollegen bei der Dresdner Bank und heutigen Kollegen bei RHJ, um den Zuschlag für die GM-Tochter. „Opel ist eine Traditionsfirma mit großem Potenzial“, sagt Fischer. Die geplanten neuen Modelle seien hervorragend. Aber auch mit der US-Beteiligungsfirma wird es drastische Einschnitte geben, das steht schwarz auf weiß im 500 Seiten dicken Übernahmevertrag, den Fischer hat ausarbeiten lassen und der unterschriftsreif für GM und die Bundesregierung auf dem Tisch liegt. Europaweit stehen 10 000 Stellen auf der Kippe, 3900 davon in Deutschland. Die vier Werke in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern will RHJ allerdings erhalten.

Der einst als „Wunderkind“ titulierte Betriebswirt – mit nur 36 Jahren rückte er 1999 in den Vorstand der Dresdner Bank – beweist Hartnäckigkeit und langen Atem. Was bei Fischer nicht immer so war: Investmentbanker bei der US-Bank JP Morgan, Manager bei der Dresdner Bank, Sanierer bei der schweizerischen Winterthur – bei all diesen Jobs war Zeit viel Geld. Mit Sanierungsfällen auch in Deutschland kennt sich Fischer mittlerweile aus. RHJ gehörte auch beim Verkauf der schwer angeschlagenen Mittelstandsbank IKB im vergangenen Jahr zum engen Bieterkreis. „Wir denken in langen Zeiträumen“, sagt Fischer heute. „Wir wollen bei Opel investieren, weil wir glauben, langfristig gutes Geld verdienen zu können.“ Jeden Euro des Steuerzahlers will Fischer zurückzahlen. Bei GM, möglicherweise auch bei der Bundesregierung, nimmt man Fischer und RHJ dies mehr und mehr ab, zumal das Unternehmen bei etlichen Auto-Zulieferern schon länger mit ihm Boot sitzt. Aber der Opel-Betriebsrat, die IG Metall und die Ministerpräsidenten, in deren Ländern Opel-Werke stehen, bleiben skeptisch. Fischer will den angeblichen Vorurteilen mit guten Argumenten und Fakten begegnen. Viel Zeit hat der smarte Manager nicht mehr. Rolf Obertreis

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