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PORTRÄT: Peter Maffay: „Arbeit ist geil“

Peter Maffay bekommt einen Echo für sein Lebenswerk. Wenn er heute auf die Bühne tritt, glaubt man ihm den Rock ’n’ Roll.

An Auszeichnungen mangelt es ihm nicht. Seit zwei Jahren trägt Peter Maffay das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, hinzu kommen, unter anderem, zwei Bambis, zwei Echos, ein Goldener Löwe, eine Goldene Kamera, ein Deutscher Musikpreis und etliche Deutsche Schallplattenpreise. Der Echo für das Lebenswerk ehrt den 40-jährigen Weg eines Künstlers, der sich nie gescheut hat, Brücken zu überqueren, wenn sie vor ihm auftauchten.

Geboren im rumänischen Siebenbürgen, kam er als Teenager nach Bayern, spielte zunächst als Gitarrist in Clubs Lieder von Bob Dylan. Als er mit „Du“ 1970 seinen ersten großen eigenen Hit landete, war die Karriere als Schmusesänger eigentlich vorgezeichnet. Mit „Steppenwolf“ nahm er eine Kurskorrektur vor, die ihn 1979 an die Spitze der Album-Charts brachte. Die Wandlung zum Deutschrocker ging freilich nicht ohne Turbulenzen vonstatten. 1982 trat Peter Maffay im Vorprogramm der Rolling-Stones-Tournee auf, musste sich als Schlagerfuzzi auspfeifen und mit Gemüse bewerfen lassen. Diese Erfahrung habe ihn davor bewahrt, größenwahnsinnig zu werden, sagte er später. Sein Studio ist für ihn heute wie eine Burg. Er liebt es, morgens um sieben am Schreibtisch zu sitzen.

Auf seinem Album „Revanche“ präsentierte er 1980 den Karat-Song „Über sieben Brücken musst du gehen“. Mit diesem Hit erfreute er bei zwei Konzerten in Rostock 1986 hunderttausende DDR-Fans. „Ehrliche Musik“ abseits von Schlager und Punkrock wollte er zu seinem Markenzeichen machen. 1988 erreichte er die zwanzigste Plattenmillion.

Mit dem Drachen Tabaluga schuf er eine Märchenfigur, aus der unter anderem ein Musical und Zeichentrickfilme hervorgingen. Tabaluga erinnert den 60-Jährigen an menschliche Werte, „wie ein guter Geist aus der Flasche“. Vor zehn Jahren gründete er die Peter- Maffay-Stiftung, die sich um alternative Therapiemöglichkeiten für traumatisierte Kinder kümmert.

Wenn er heute auf die Bühne tritt, glaubt man ihm den Rock ’n’ Roll. Die Gesichtszüge erzählen vom ausgeschöpften Leben, offenbaren „Schatten in die Haut tätowiert“. Wie brüchig das Sprungbrett in ein fulminantes Lebenswerk aussehen kann, zeigt seine Antwort auf die Frage, warum er vor vierzig Jahren bereit war, für einen Schallplattenvertrag alles zu singen, auch Schnulzen: „Ich hatte kein einziges Zeugnis in der Tasche und auch keine Lust auf normale Arbeit.“ Elisabeth Binder

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