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PORTRÄT PETER PRAET NEUER EZB-CHEFVOLKSWIRT:: „Wir stehen für Vertrauen und Stabilität“

Unauffällig – ein größeres Kompliment kann man einem Banker kaum machen. In einer Welt, in der sich alles um „Geld, Geiz und Gier“ (Hilmar Kopper) dreht, ist die Diskretion eines Bankers wohltuend.

Unauffällig – ein größeres Kompliment kann man einem Banker kaum machen. In einer Welt, in der sich alles um „Geld, Geiz und Gier“ (Hilmar Kopper) dreht, ist die Diskretion eines Bankers wohltuend. Peter Praet ist also eine gute Wahl. Ein Belgier mit Bart und Brille, die Mutter Deutsche, promovierter Ökonom, der über Jahre sowohl für die belgische Nationalbank als auch für große private Banken arbeitete. Und, ganz wichtig: Praet ist 62 Jahre alt. Er muss sich nichts mehr beweisen und will nichts mehr werden – anders als die beiden Jungschlümpfe, die sich auch gerne in der Rolle des Chefökonomen der EZB profiliert hätten: der Franzose Benoît Coeuré (42) und der Deutsche Jörg Asmussen (45). Letzterer galt als gesetzt, schließlich hat bisher immer ein Deutscher – erst Ottmar Issing, dann Jürgen Stark – den Chefökonom gegeben. Doch das war am Ende ohne Belang.

Die Geschäftsverteilung an der Spitze der EZB ist Mario Draghis Werk. Der seit Herbst amtierende Präsident hat gut zwischen deutschen und französischen Interessen laviert, niemanden brüskiert und mit Praet eine gute Wahl getroffen. Ein pragmatischer Belgier mit theoretischer Expertise und praktischer Erfahrung ersetzt einen knochentrockenen, bei der Verteidigung der reinen Lehre immer ein wenig selbstgefälligen Deutschen. Stark ist zurückgetreten, weil er die EZB nicht als Käufer von Staatsanleihen südeuropäischer Krisenstaaten sehen will. Langfristig befürchtet er Inflation. Die Sorge ist berechtigt – aber um den Euro zu retten, gab und gibt es keine Alternative zu einem erweiterten Selbstverständnis der EZB.

Dabei hört sich Praet nicht viel anders an als Stark. „Die EZB wird ein Anker des Vertrauens und der Stabilität in einer globalen Ökonomie mit sehr volatilen Märkten bleiben“, sagte er Mitte Dezember. Er betonte ebenso deutlich die Notwendigkeit von Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität. Anders seien Wachstumspotenziale nicht zu erschließen.

Mit guten Ratschlägen wird sich Praet kaum zurückhalten, schließlich wollen die 250 Ökonomen der EZB beschäftigt und jeden Monat ein EZB-Bericht vorgelegt werden. Und Praet und seine Leute werden ein großes Wort mitreden, wenn es um wichtige Zukunftsfragen geht: Welches Land ist noch fit für den Euro? In der Vergangenheit wurde diese Frage nicht immer glücklich beantwortet. Trotz Chefökonom aus Deutschland. Alfons Frese

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