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PORTRÄT PRINZ BANDAR AL SAUD DIPLOMAT, RÜSTUNGSLOBBYIST:: „Die Spiele großer Jungs sind blutig“

Er ist einer der mächtigsten Männer der Welt – und eine Märchengestalt. Sein Einfluss zeigt sich nicht auf offener Bühne.

Er ist einer der mächtigsten Männer der Welt – und eine Märchengestalt. Sein Einfluss zeigt sich nicht auf offener Bühne. Er zieht im Hintergrund die Fäden. Der Starjournalist Bob Woodward hat sein letztes Buch über den Irakkrieg mit einem Kapitel über Prinz Bandar eingeleitet – und dessen Spitznamen „Bandar Bush“. Von 1983 bis 2005 war Bandar saudischer Botschafter in Washington, seit langem ein persönlicher Freund der Bushs und 1999 George W.s Mentor in der Weltpolitik. „Der Pate“, laut Woodward. „Im Spiel der großen Jungen geht man sich an die Kehle, es wird blutig“, habe Bandar den angehenden Präsidenten gewarnt. Zur Sorge, wenn ihr enges Verhältnis öffentlich werde, könnte das Bush im Wahlkampf bei Israelfreunden schaden, sagte Bandar: „Man muss nicht immer ehrlich sein, wir sind nicht im Beichtstuhl. Ich kann mich bei solchen Leuten laut über Sie beschweren, das wird Ihnen helfen zu gewinnen.“

Inzwischen ist Bandar Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats Saudi-Arabiens und geht mal wieder wegen Korruptionsvorwürfen durch die Medien. 45 Millionen Euro pro Quartal soll ihm der britische Rüstungskonzern BAE mehr als zehn Jahre lang überwiesen haben – als Dank dafür, dass er 1985 einen Milliardendeal über hundert Kampfflugzeuge einfädelte. Bekannt war der Vorwurf schon länger, nun aber sagt die BBC, Tony Blair habe die Untersuchungen persönlich gestoppt, weil eine Aufdeckung des Skandals den britischen Interessen schade.

1978 begegnete Bandar dem umgekehrten Vorwurf: Gefälligkeiten an US-Abgeordnete, damit der Kongress den Verkauf amerikanischer „F 15“ an Saudi-Arabien genehmige. So ändern sich die Abhängigkeiten, wenn Rüstungsgeschäfte nicht mehr von Sicherheitserwägungen, sondern Absatzinteressen geleitet werden.

Bandar ist 1949 geboren, als uneheliches Kind des saudischen Prinzen Sultan bin Abdul Aziz und seiner aus Afrika stammenden Konkubine, einer vormaligen Sklavin der Familie. Saudi-Arabien hat die Sklaverei erst 1962 verboten. Nach Scharia-Recht haben alle Söhne aber gleichen Status. Bandar heiratete eine Tochter König Faisals und erhielt eine erstklassige Ausbildung im Westen: militärisch als Kampfpilot in Texas – „wir sind zur selben Zeit im Himmel über Texas gewesen, das verbindet uns“, sagt er über George W. –, akademisch an der Johns- Hopkins-Universität in Washington. Regelmäßig ist er zu Gast im Weißen Haus, er hat auch ein Feriendomizil in Aspen, Colorado. Zur Korruptionsaffäre sagt er, natürlich habe er sich von dem Botschaftskonto bedient, auf das BAE überwies. „Wir unterscheiden nicht zwischen Konten der Botschaft, des Königshauses oder dessen Bediensteten.“ Christoph von Marschall

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