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PORTRÄT ROLAND KOCH: "Nichts übers Knie brechen"

Hessens Ministerpräsident Roland Koch ist dem politischen Tod mit der Hilfe von vier abtrünnigen SPD-Landtagsabgeordnetenvon der Schippe gesprungen. Aller Voraussicht nach wird er 2009 doch noch sein zehnjähriges Amtsjubiläum feiern.

Es wär’ kein Wunder, wenn Roland Koch jeden Termin geschmissen hätte, wenn er sich drei Flaschen Schampus hätte liefern lassen, um mal so richtig zu feiern. Der Christdemokrat wird glauben, dass es doch noch einen lieben Gott gibt. Tot war der 50-jährige hessische Ministerpräsident, politisch tot. Jedenfalls schien es in den vergangenen Tagen so zu sein. Und jetzt? Das größte Comeback seit Lazarus. Aktenzeichen XY-psilanti – der Fall ist vorbei. Aufgeprallt ist Andrea Y., hart in der Wirklichkeit gelandet, möchte man meinen. Naja, man wird sehen, wie es bei ihr weitergeht.

Und bei Koch. Roland „der Eiserne“ hat’s alles ausgehalten, ausgesessen, seine Truppen im CDU- Landesverband zusammengehalten. Die Union in Hessen ist schon immer ein „Kampfverband“ gewesen, wie Alfred Dregger selig immer sagte. Dregger war Vorvorgänger von Koch als Landesvorsitzender. So eine Truppe gibt es in der Union nicht noch einmal. Überhaupt, was die schon angestellt und überstanden hat: Parteispendenaffäre, vermeintliche jüdische Vermächtnisse, einen MP, der im Amt die Unwahrheit sagt … Ach ja, das war auch Koch.

Nun soll der letzte verbliebene Hoffnungsträger der Konservativen in der CDU nicht glauben, dass ihn die Leute wegen des Schlamassels bei der SPD jetzt mehr mögen als vorher. Koch hat nämlich immer mal wieder diesen Schuss Unangenehmes, diese Neigung zu unappetitlichen politischen Forderungen. Das ändert er nicht mehr. Zum Fürchten. Respektiert wird er trotzdem, auch von Gegnern, auch von Angela Merkel. Weil er einen Willen hat und die Kraft, ihn durchzusetzen. Und, neben allem anderen, durchaus inhaltliche Stärke. Also Peer Steinbrück von der SPD, vormals auch Ministerpräsident, heute Bundesfinanzminister, redet nur gut über ihn.

Übrigens gibt es da diese bitterböse Ironie an der Geschicht, die lautet, dass das hintersinnig-hinterfotzige Plakat mit der Aufschrift „Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen!“ Wahrheit geworden ist. Die Hessen-CDU wollte damit auf vieles anspielen, auch auf Chaos. Wenn man nur aufs Ergebnis schaut, dann stimmt es sogar: SPD in Trümmern, Grüne desavouiert, SPD-fixierte Linke demoliert. Spätere Folgen für den Bund nicht ausgeschlossen. Was für ein Fall.

„RoKo“, das Kürzel für Koch, ist übrigens seit 1999 im Amt. Bald hat er Jubiläum, wenn’s so weitergeht.

Stephan-Andreas Casdorff

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